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Vor Tod des Kreml-Kritikers Nawalny-Team: Gefangenenaustausch stand offenbar bevor

  • Der in russischer Haft plötzlich gestorbene Kreml-Kritiker Alexej Nawalny sollte offenbar gegen den in Deutschland einsitzenden «Tiergartenmörder» Wadim Krassikow ausgetauscht werden.
  • Dies gab die Nawalny-Verbündete Maria Pewtschich aus Nawalnys Team bekannt.
  • Zudem hätten auch zwei US-Staatsangehörige Teil des Gefangenenaustauschs sein sollen, sagte Pewtschich in einem YouTube-Video.

Die Gespräche über den Austausch seien zum Zeitpunkt von Nawalnys Tod kurz vor ihrem Abschluss gewesen. «Nawalny sollte in den nächsten Tagen freikommen, weil wir eine Entscheidung zu seinem Austausch erreicht hatten», sagte die politische Direktorin des Nawalny-Fonds für die Bekämpfung der Korruption, Maria Pewtschich, in einem auf Youtube veröffentlichten Video.

Nawalny seitlich fotografiert.
Legende: Kreml-Kritiker Alexej Nawalny vor einer Anhörung vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg am 24. Januar 2018. Keystone/JEAN-FRANCOIS BADIAS

Anfang Februar sei Kremlchef Wladimir Putin ein Angebot unterbreitet worden, wonach der im Dezember 2021 in Deutschland verurteilte Tiergartenmörder Wadim Krassikow an Russland übergeben hätte werden können – im Austausch gegen Nawalny und zwei US-Amerikaner. Wer genau an der Ausarbeitung dieser vermeintlichen Austauschpläne beteiligt gewesen sein soll und wie konkret sie waren, sagte Pewtschich nicht.

Keine Angaben der deutschen Bundesregierung

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Von der stellvertretenden Sprecherin der deutschen Bundesregierung, Christiane Hoffmann, gab es zu den Aussagen weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Stattdessen verwies sie auf frühere Äusserungen. Auf Nachfrage sagte sie: «Jetzt im Moment kann ich mich dazu nicht äussern.» 

Pewtschich warf Putin vor, daraufhin persönlich die Tötung Nawalnys angeordnet zu haben. Er habe Nawalny um keinen Preis freigeben wollen. Er habe erkannt, dass der Westen bereit sei, Wadim Krassikow auszutauschen und dann entschieden, Nawalny als Tauschobjekt loszuwerden, vermutet Pewtschich. «Das ist das absolut unlogische, irrationale Verhalten eines verrückten Mafioso», sagte sie.

Nawalny-Team will öffentliche Trauerfeier in Moskau organisieren

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Das Team des in russischer Haft ums Leben gekommenen Kremlkritikers Alexej Nawalny will bis Freitag eine öffentliche Trauerfeier in Moskau organisieren. «Wir suchen einen Saal für die öffentliche Abschiednahme von Alexej», schrieb seine Sprecherin Kira Jarmysch auf der Plattform X. Geplanter Zeitpunkt sei das Ende der aktuellen Arbeitswoche, fügte sie hinzu.

Wadim Krassikow hat 2019 in Berlin einen Exil-Tschetschenen ermordet. Krassikow soll den Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen verübt haben. Immer wieder war spekuliert worden, dass Putin ihn im Zuge eines Gefangenenaustauschs freibekommen wollte. Zuletzt hatte er dies in einem Interview mit dem US-Talkmaster Tucker Carlson quasi bestätigt.

Auch ich gehe wie alle anderen davon aus, dass es das Regime war, das ihn getötet hat.
Autor: Olaf Scholz Deutscher Bundeskanzler

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin für den Tod des Kremlgegners Alexej Nawalny verantwortlich gemacht. «Auch ich gehe wie alle anderen davon aus, dass es das Regime war, das ihn getötet hat», sagte er in Berlin. Russland sei eine Diktatur. «Sein Tod ist jetzt die Konsequenz einer Diktatur», so Scholz auf der Chefredaktionskonferenz der Deutschen Presse-Agentur.

Nawalny war am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen «Polarwolf» in der sibirischen Arktisregion Jamal gestorben. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch den Giftanschlag und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Todesschein von «natürlichen» Ursachen die Rede.

Auf alle Fälle ist klar, dass all diejenigen, die oppositionell sind, sehr viel Mut brauchen.
Autor: Olaf Scholz Deutscher Bundeskanzler

Es sei schwer zu sagen, ob Nawalnys Tod die Opposition schwächen oder stärken werde, sagte Scholz. «Auf alle Fälle ist klar, dass all diejenigen, die oppositionell sind, sehr viel Mut brauchen.» Dies sei noch gefährlicher geworden als bei seinem letzten Besuch in Moskau. «Gleichzeitig sehen wir, dass sich der russische Präsident und alle die, die ihn politisch unterstützen, sehr fürchten.» Das sei daran zu sehen, dass der einzige Bewerber für die Präsidentschaftswahl mit oppositioneller Zustimmung von der Wahl ausgeschlossen worden sei.

Video
Archiv: Russland: Alexej Nawalny ist tot
Aus Tagesschau vom 16.02.2024.
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 21 Sekunden.

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SRF 4 News, 24.02.2024, 17 Uhr ; 

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