- Grönlands grösste Oppositionspartei Inuit Ataqatigiit wird zur stärksten Partei im grönländischen Parlament.
- Sie hat in einer Stichwahl mehr als ein Drittel der Stimmen erhalten.
- Die Partei spricht sich gegen ein Bergbauprojekt für Seltene Erden aus.
Nach Auszählung fast aller Stimmen hat die linke Partei Inuit Ataqatigiit (IA) knapp 37 Prozent der Stimmen erhalten und damit die regierende sozialdemokratische Siumut-Partei abgelöst. Diese erhielt laut offiziellen Ergebnissen gut 29 Prozent der Stimmen.
Wie die grönländische Rundfunkanstalt KNR berichtete, beglückwünschte der Siumut-Vorsitzende Erik Jensen den erst 34 Jahre alten IA-Chef Múte Bourup Egede in einer Parteichefrunde bereits zum Wahlsieg. «Wir gratulieren Inuit Ataqatigiit zur Wahl. Jetzt sind wir gespannt, was die Verhandlungen in den kommenden Tagen bringen», sagte Jensen.
Herausforderung Regierungsbildung
Als Chef der stärksten Partei darf Egede als Erster versuchen, eine Regierungskoalition zu bilden. Diese Koalition benötigt mindestens 16 der 31 Sitze im Parlament Inatsisartut für eine Mehrheit. Wie viele Mandate die jeweiligen Parteien erhalten, war zunächst noch unklar.
Grund für die um ein Jahr vorgezogene Wahl war der Zusammenbruch der bisherigen Koalition von Regierungschef Kim Kielsen. Dieser hatte Ende 2020 den Vorsitz an Erik Jensen verloren, der auch Regierungschef werden wollte. Der interne Machtkampf bei Siumut und der Streit über ein umstrittenes Minenprojekt zur Gewinnung von Uran und Seltenen Erden hatte die Koalition des seit 2014 regierenden Kielsen letztlich zum Scheitern gebracht.
Bergbauprojekt im Süden von Grönland im Fokus
Das Wahlergebnis wurde von internationalen Bergbauunternehmen, die Grönlands riesige unerschlossene Bodenschätze ausbeuten wollen, genau beobachtet. Nun kommen Zweifel an dem Bergbau-Komplex in Kvanefjeld im Süden der arktischen Insel auf, der eines der weltweit grössten Vorkommen an seltenen Erden enthält.
Während die meisten Grönländer den Bergbau als einen wichtigen Weg zur Unabhängigkeit sehen, ist die Kvanefjeld-Mine seit Jahren ein Streitpunkt, der tiefe Gräben in der Regierung und der Bevölkerung wegen Umweltbedenken sät.
Die Insel mit 56'000 Einwohnern, die der ehemalige US-Präsident Donald Trump 2019 kaufen wollte, ist Teil des Königreichs Dänemark – hat aber weitgehende Autonomie.