- In Österreich waren heute rund 6.4 Millionen Bürgerinnen und Bürger zur Wahl des Bundespräsidenten aufgerufen.
- Laut vorläufigen amtlichen Endergebnis bleibt Alexander Van der Bellen das Staatsoberhaupt von Österreich.
Der 78-Jährige hat nach Angaben des Innenministeriums bei der Bundespräsidentenwahl am Sonntag 54.6 Prozent der Stimmen erreicht und steht somit weitere sechs Jahre an der Spitze des Landes. Auf Platz zwei folgt der Kandidat der rechten FPÖ, Walter Rosenkranz, mit 19.1 Prozent.
Die amtliche Auszählung berücksichtigt noch nicht die voraussichtlich mehr als 800'000 Briefwahlstimmen. Allerdings ist hier laut Hochrechnungen des ORF auch keine entscheidende Veränderung mehr zu erwarten.
Die Demoskopen erwarten unter Berücksichtigung aller Stimmen rund 56 Prozent für den Amtsinhaber und etwa 18 Prozent für den zweitplatzierten Rosenkranz. Die Briefwahlstimmen werden am Montag ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag schätzungsweise bei 65 Prozent.
Breite Unterstützung für Van der Bellen
Bereits zum Wahlsieg Van der Bellens gratuliert, hat Bundespräsident Ignazio Cassis. Auf Twitter lobt er die guten Beziehungen zum Nachbarn Österreich in der bisherigen Amtszeit des österreichischen Bundespräsidenten.
Der ehemalige Grünen-Chef Van der Bellen war von allen Parlamentsparteien ausser der rechten FPÖ, von den Sozialpartnern sowie vielen NGOs unterstützt. Gegen ihn treten sechs Kandidaten an. Der prominenteste von ihnen ist der 60-jährige Walter Rosenkranz von der rechten FPÖ.
Der FPÖ-Kandidat Rosenkranz stand für einen kompletten Richtungswechsel. Die FPÖ lehnt zum Beispiel die EU-Sanktionen gegen Russland ab. Der 60-Jährige hat damit gedroht, gegebenenfalls die Regierung zu entlassen. Dieses Recht steht dem Bundespräsidenten zu, ist aber faktisch schwierig
Die konservative ÖVP und die sozialdemokratische SPÖ hatten auf das Aufstellen eines eigenen Kandidaten oder einer eigenen Kandidatin verzichtet. Als Grund galt der Umstand, dass ein Wahlkampf gegen einen Amtsinhaber als aussichtslos gilt – und sich die Parteien das Geld dafür lieber sparten. Von Medien wurde kritisch beurteilt, dass zum Bewerberfeld keine Frau zählte.
Van der Bellen ist mit seinem Wahlsieg für eine weitere Amtszeit von sechs Jahren gewählt. «Die Österreicherinnen und Österreicher anerkennen somit die Leistungen des bisherigen Präsidenten», sagt SRF-Auslandredaktor Franco Battel.
Verweigerter Wahlkampf
Van der Bellen musste in den letzten 6 Amtsjahren immer wieder auch ganz grundsätzlich ins politische Geschehen eingreifen. Zum Beispiel 2019 als er nach den Korruptionsskandalen um den damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache eine Expertenregierung ernannte. Auch in der Pandemie und jetzt im Ukraine-Krieg hat der Bundespräsident immer wieder pointiert Stellung bezogen.
Diese Amtsführung in schwieriger Zeit hat das Wahlvolk heute nun mit deutlicher Mehrheit honoriert. Und dies, obwohl es auch Kritik gab: Das 78-jährige Staatsoberhaupt hatte sich in der Wahlkampagne standhaft geweigert, mit seinen 6 Herausforderern eine TV-Debatte zu führen. Arrogant und mutlos sei das, sagten seine Gegner. Van der Bellen aber sagte, ihn müsse man nach 6 Amtsjahren ja nicht mehr kennenlernen und ein solches Streitgespräch sei mit der Würde seines Amtes kaum vereinbar.