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Van der Bellens ruhige Hand in Krisen-Zeiten
Aus Rendez-vous vom 06.10.2022. Bild: APA/EVA MANHART
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Wahlen in Österreich Van der Bellen: Der Krisenjongleur steht vor der Wiederwahl

Zu Skandalen, Krieg und Krisen sagte er Entscheidendes. Nun strebt Alexander van der Bellen in Österreich eine zweite Amtszeit an.

Mai 2019. Das sogenannte Ibiza-Video schreckt Österreich regelrecht auf. Heinz-Christian Strache hatte sich, vor laufender Kamera, von einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte einseifen lassen. Es entstand der Eindruck, der rechtsnationale Strache, der später Vizekanzler wurde, sei käuflich. An diesem Skandal zerbrach die Regierung. Österreich schlitterte in die Krise.

Video
Archiv: Heimlich gefilmtes Video belastet Strache
Aus Tagesschau vom 17.05.2019.
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In dieser erwies sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Fels in der Brandung: «Es sind Tage, die unübersichtlich erscheinen mögen. Aber es gibt keinen Grund, besorgt zu sein. Denn gerade in Zeiten wie diesen zeigt sich die Eleganz und Schönheit unserer österreichischen Bundesverfassung.» Die schöne Verfassung als Leitplanke und Van der Bellen am Steuer mit sicherer, ruhiger Hand.

Wiederwahl im ersten Wahlgang scheint sicher

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Mit der Öffnung der ersten Wahllokale hat in Österreich am Sonntagmorgen die Wahl des Bundespräsidenten begonnen. Rund 6.4 Millionen Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren sind aufgerufen, das Staatsoberhaupt zu bestimmen. Alexander Van der Bellen ist klarer Favorit und dürfte laut Umfragen über 50 Prozent der Stimmen bekommen. Dank dieser absoluten Mehrheit wäre der 78-Jährige für die nächsten sechs Jahre gewählt und müsste nicht in eine Stichwahl.

Kanzler fällt, Bundespräsident stellt klar

Ähnliches wiederholte sich zwei Jahre später, im Herbst 2021. Damals war es Kanzler Sebastian Kurz, der das Land aufschreckte. Dessen engste Gefolgsleute sollen mit Steuergeld Wahlumfragen gefälscht und in Zeitungen publiziert haben. Und es wurden Chats publik von Kurz und seiner Entourage. Eine Prosa, die nicht druckreif ist, auch wegen derber, unflätiger Sprüche.

Alexander van der Bellen 2019 mit dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz
Legende: Der heute parteilose Van der Bellen (links, 2019 mit dem damaligen Kanzler Kurz) hatte lange Jahre für die Grünen politisiert. Er ist 78-jährig. Keystone/Roland Schlager

Erneut musste der Bundespräsident eingreifen und so einiges klarstellen: «Einmal mehr sehen wir ein Sittenbild, das der Demokratie nicht guttut. Wir hören einen Ton der Respektlosigkeit gegenüber Personen und Institutionen unseres Rechtsstaats, sowohl in einzelnen Chats als auch in aktuellen Äusserungen.»

Vor Van der Bellen trat ein österreichischer Bundespräsident meist als eine Art oberster Staatsnotar auf. Bundespräsidenten unterzeichneten Ernennungs- und Entlassungsurkunden von Bundeskanzlern oder Kabinettsmitgliedern. Und sie residierten in den imperialen Gemächern der Hofburg, die schon Kaiserin Sissi und ihr Franz-Joseph bewohnt hatten. Dort schüttelten sie die Hände ausländischer Staatsgäste.

Wenn jetzt nicht gehandelt wird, steuern wir auch auf ein massives Entsolidarisierungsproblem zu – und letztlich auf eine massive Gefährdung unserer Demokratie.
Autor: Alexander van der Bellen Österreichischer Bundespräsident

Van der Bellen aber musste deutlich mehr tun, er war gefordert: Korruptionsskandale, Regierungskrisen, Pandemie und nun der Krieg in der Ukraine. Der Bundespräsident sprach immer wieder zu diesen Krisen und sagte Entscheidendes, unlängst bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele. 

«Unser schönes, viel geliebtes und viel geprüftes Österreich steuert auf ein massives Energie- und Teuerungsproblem zu. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, steuern wir auch auf ein massives Entsolidarisierungsproblem zu – und letztlich auf eine massive Gefährdung unserer Demokratie.»

Herausforderer von der FPÖ

Van der Bellen befürchtet eine Entsolidarisierung, also schwere soziale Verwerfungen als Folge des Ukraine-Kriegs. Klare Worte, die aber nicht allen klar genug sind. Walter Rosenkranz von der rechtsnationalen FPÖ fordert den Amtsinhaber heraus. Rosenkranz möchte, falls er in die Hofburg einziehen sollte, noch politischer sein.

Rosenkranz bei einer Wahlkampfveranstaltung
Legende: Rosenkranz ist Volksanwalt, hilft also Leuten, die Probleme mit staatlichen Behörden haben. Er ist viel weniger bekannt als Van der Bellen und dürfte es schwer haben. Keystone

So sagte er dem ORF am Rande eines Volksfests: «Der Bundespräsident hat gemeint, er würde sich nicht in die Tagespolitik einmischen. Das heisst, er schweigt zu Sorgen wie der Teuerung und Freiheitsrechtsverletzungen. Als vom Volk gewähltes Staatsoberhaupt kann man dazu nicht schweigen.»

Es wird allgemein damit gerechnet, dass der Amtsinhaber Alexander van der Bellen deutlich wiedergewählt wird. Erreicht er schon am Sonntag mehr als 50 Prozent der Stimmen, dann schon im ersten Wahlgang.

Rendez-vous, 06.10.2022, 12:30 Uhr

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