Die für den Gazastreifen am Freitagmorgen in Kraft getretene dreitägige Waffenruhe ist gescheitert. Dies erklärte das israelische Militär.
Zuvor waren im südlichen Gazastreifen heftige Kämpfe zwischen israelischen Truppen und militanten Palästinensern aufgeflammt. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, die Waffenruhe gebrochen zu haben.
Militante Palästinenser haben einen israelischen Soldaten im Gazastreifen verschleppt, bestätigte eine Armeesprecherin. Ein Selbstmordattentäter sei aus einem Tunnel gekommen und habe zwei Soldaten getötet, im Zuge dessen sei die Entführung geschehen. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, hat die Gefangennahme bestätigt.
US-Aussenminister John Kerry verurteilte die Aktion aufs Schärfste. Er sprach von einer «empörenden Verletzung» der Waffenruhe und rief die Türkei und Katar auf, ihren Einfluss zur Befreiung des Soldaten einzusetzen. Auch von der UNO kam eine scharfe Verurteilung der Entführung.
Gegenseitige Beschuldigungen
Wie Aschraf al-Kidra, der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, mitteilte, wurden bei neuen israelischen Angriffen rund 50 Palästinenser getötet und mehr als 100 verletzt.
Das israelische Militär erklärte, lediglich auf Angriffe der militant-islamischen Hamas reagiert zu haben. Zuvor hätten Militante aus dem Gazastreifen mindestens acht Geschosse auf Israel abgefeuert. Drei wurden von der Raketenabwehr abgefangen, die anderen landeten auf freiem Feld. Der US-Senat hat nun 225 Millionen Dollar zur Verstärkung des israelischen Abwehrsystems bewilligt.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf der Hamas vor, trotz ausdrücklicher Garantien an UNO und USA die humanitäre Waffenruhe gebrochen zu haben. Er sprach auch von zwei getöteten Soldaten. Hamas-Medien behaupteten wiederum, Israel habe die Waffenruhe gebrochen.
Waffenruhe hätte 72 Stunden dauern sollen
In den Mittagsstunden warfen israelische Flugzeuge über dem Mittelmeergebiet Flugblätter ab, in denen die Bevölkerung vor neuen israelischen Angriffen gewarnt wurde.
Die nunmehr zusammengebrochene Waffenruhe war von der UNO und den USA vermittelt worden. Sie trat am Freitag 07.00 Uhr (MESZ) in Kraft und hätte 72 Stunden dauern sollen. Sie hätte den Menschen «eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt» bringen sollen, hiess es in einer gemeinsamen Erklärung von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Aussenminister John Kerry.
Zugleich hätten in Ägypten sofortige Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe beginnen sollen. Nach palästinensischen Medienberichten sagte allerdings Kairo die Gespräche unter Berufung auf die gescheiterte Feuerpause vorerst wieder ab.
Saudischer König verurteilt Gewalt beider Seiten
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Der König Saudi Arabiens, Abdallah, hat das Schweigen der internationalen Gemeinschaft zu zu den «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» im Gaza-Konflikt verurteilt. Das Blut der Palästinenser werde in kollektiven Massakern vergossen, sagte er. Zugleich verurteilte er in seiner Rede den Terrorismus, der «den Islam gefangen» nehme und ihn «der Welt als Religion des Extremismus» präsentiere.
Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist inzwischen höher als bei der letzten Bodenoffensive Israels 2009, bei der rund 1400 Palästinenser umgekommen waren. Der palästinensische Sprecher Al-Kidra teilte weiter mit, bislang seien etwa 8400 Palästinenser verletzt worden.
Warnung vor humanitärer Katastrophe
Nach palästinensischen Angaben sind es die höchsten Verluste auf der eigenen Seite seit der israelischen Eroberung des Gazastreifens im Sechs-Tage-Krieg von 1967. Nach israelischen Informationen handelt es sich bei mehreren hundert der palästinensischen Todesopfer um militante Kämpfer. Den Palästinensern zufolge sind mehr als zwei Drittel der Opfer Zivilisten.
Auf der israelischen Seite wurden im Gaza-Krieg 61 israelische Soldaten und drei Zivilisten getötet. Mehrere hundert Menschen wurden verletzt.
Hilfsorganisationen haben wegen der mangelhaften Wasser- und Gesundheitsversorgung im Gazastreifen vor einer humanitären Katastrophe gewarnt. Die Wasserversorgung sei besorgniserregend schlecht, erklärte die Organisation Oxfam. Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz warnte, dass bald Menschen an Durst oder an Krankheiten sterben könnten.