Am Montag entschied die Parteibasis der Konservativen Partei, wer zur Nachfolgerin oder zum Nachfolger von Boris Johnson gekürt wird. Die Gunst der 160'000 Mitglieder versuchten der ehemalige Schatzkanzler Rishi Sunak und die amtierende Aussenministerin Liz Truss dabei auf unterschiedliche Weise zu gewinnen. Wobei die Argumente Liz Truss' in der Wählerbasis mehr Anklang fanden.
Ich glaube an niedrigere Steuern, um das Wachstum anzukurbeln und die Unternehmen zu Investitionen zu ermutigen.
Gut sieben Wochen hat das Schaulaufen der beiden Kandidierenden gedauert. Truss und Sunak wurden quer durchs Vereinigte Königreich auf Tournee geschickt und an zwölf Wahlveranstaltungen den Parteimitgliedern präsentiert.
Truss und Sunak bei Steuern uneins
Das Rezept von Truss gegen die aktuelle Wirtschaftskrise sind in erster Linie Steuersenkungen. Sie beklagt, dass Grossbritannien derzeit die höchsten Steuern seit 70 Jahren habe. «Deshalb glaube ich an niedrigere Steuern, um das Wachstum anzukurbeln und die Unternehmen zu Investitionen zu ermutigen. Auf diese Weise haben die Menschen mehr Geld in der Tasche», sagt Truss. Es bringe nichts, den Leuten das Geld aus dem Sack zu ziehen, um es anschliessend wieder zu verteilen.
Für einen Rentner ist diese Steuersenkung genau null wert.
Ihr Kontrahent Sunak sieht das anders. Von Steuersenkungen hätten die Armen wenig bis nichts. «Für einen Rentner, der nicht arbeitet, und es gibt Millionen von ihnen, die sich vor dem Winter fürchten, ist diese Steuersenkung genau null wert.» Steuern senken und deswegen noch mehr Schulden anhäufen, sei kein seriöser Plan, sondern ein Lügenmärchen, sagt der ehemalige Finanzminister.
Der Wahlkampf hat die Partei gespalten. Der rechte Flügel unterstützte eher Truss, die gemässigten Zentristen dagegen Sunak. Unter dem Strich setzte sich Liz Truss mit 81'000 Stimmen deutlich gegen Rishi Sunaks 60'000 Stimmen durch. Sie wird dort nicht nur das Machtvakuum füllen, das mit dem Abgang von Boris Johnson entstanden ist, sondern ebenso das Ruder mitten in einer der grössten Wirtschaftskrisen übernehmen müssen.