Auf den Malediven wird am Sonntag ein neuer Präsident gewählt. Doch es sind Wahlen, die keine echte Auswahl bieten. Denn eigentlich steht nur Präsident Abdullah Yameen zur Verfügung. Er regiert die Malediven seit 2013 autokratisch und hat vorsorglich alle für ihn gefährlichen Kandidaten inhaftiert.
Oppositionelle reihenweise festgenommen
Für Mohamed Aslam ist klar: Von fairen, freien Wahlen auf den Malediven könne man nicht sprechen. Denn die Opposition konnte nicht gleichberechtigt am Wahlkampf teilnehmen. So waren lange Wahlkampfveranstaltungen und Plakatwerbung für sie verboten.
Aslam als ehemaliger Umweltminister der Malediven ist einer der wenigen Oppositionspolitiker, der zurzeit nicht in Haft sitzt. Er war nur für eine Nacht hinter Gittern, sagt er. Danach sei sein Pass konfisziert worden. Im Moment gebe es keine konkreten Drohungen gegen ihn. Doch man wisse nie.
Zu seiner Zeit als Umweltminister im Jahr 2009 nahm Aslam an einer Kabinettsitzung des früheren Präsidenten Mohammed Nasheed teil, die medienwirksamen unter Wasser stattfand. Die damalige Regierung wollte so auf den Klimawandel aufmerksam machen und auf den damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels.
Klimawandel war kein Thema im Wahlkampf
Die Malediven liegen nicht mehr als zwei Meter über dem Meeresspiegel. Die UNO befürchtet, dass der Archipel in 80 Jahren zu einem grossen Teil überflutet sein wird. Trotz der reellen Gefahr: Der Klimawandel war kein Thema im Wahlkampf. Denn im Moment geht es nur um wirtschaftliche Entwicklung.
Dazu gehören Prestigebauten wie eine neue Brücke, die den Flughafen von Malé mit der Hauptstadt verbindet oder andere grosse Bauprojekte auf den Ferieninseln. Dass dabei nicht immer alles sauber zu und her geht, hat ein maledivisches Journalisten-Konsortium herausgefunden. So sollen unter Yameen etwa 50 Inseln an Grossinvestoren aus Singapur, China und den Golfstaaten verkauft worden sein, ohne dass die Verkäufe öffentlich ausgeschrieben wurden.
Das Nachsehen hat die Bevölkerung, sagt Maeed Zaeer von der Umweltorganisation Eco-Care Maldives. Die Verteilung der Gelder sei nicht gerecht, ein Grossteil der Einnahmen wandere in die Taschen der Politiker.
Umsiedlung auf künstliche Inseln geplant
Dazu komme, dass die Menschen, die auf diesen Inseln leben, von dort vertrieben würden, erklärt der Umweltaktivist Zaeer. Denn die Regierung führe eine Politik der Verdichtung bei der Bevölkerung durch. Demnach sollen bald 70 Prozent der Malediver im Grossraum der ohnehin schon sehr dicht besiedelten Stadt Malé auf künstlich angelegten Inseln leben. Zurzeit leben in Malé etwa 130'000 Menschen.
Das ist gut ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Das führe zu einer Bevölkerungsexplosion und zu erheblichen Schäden im Wasser, befürchtet der Umweltaktivist. Korallenriffe würden mit Sand vom Meeresboden zugeschüttet, um neuen Wohnraum zu gewinnen. Das zerstöre die Biodiversität im Meer – die eigentliche Hauptattraktion der Malediven.
Medienanfragen bleiben unbeantwortet
Die Regierung sagt, dass sie durch diese Verdichtungspolitik Dienstleistungen wie die Wasserversorgung sowie Schulen und Spitäler effizienter zur Verfügung stellen könne. Für Ahmad Aslam von der Oppositionspartei geht die Rechnung aber nicht auf: «Warum baut Yameen auf diesen Inseln eine Infrastruktur wie ein Flughafen, wenn er doch die ganze Bevölkerung in Malé konzentrieren will?» Eine Frage, die unbeantwortet bleibt, denn Anfragen von SRF an vier ranghohe Politiker der Regierungspartei blieben unbeantwortet.
Fest steht, Präsident Yameen will den Tourismus ankurbeln. Heute besuchen etwa eine Million Touristen pro Jahr das Inselparadies. Nach den Entwicklungsplänen Yameens sollen es in einigen Jahren sieben bis neun Millionen sein. Die Bevölkerung scheint bei diesen Plänen zu stören.