- Die Arbeiterpartei in Brasilien ersetzt den ehemaligen Präsident Inácio Lula da Silva durch Fernando Haddad im Präsidenten-Wahlkampf.
- Diesen Beschluss gab die Parteichefin Gleisi Hoffmann in der südbrasilianischen Stadt Curitiba bekannt.
- Lula sitzt wegen Korruption in Haft; er hatte erfolglos gegen ein Justizurteil gekämpft, das ihm eine neue Kandidatur untersagt.
Die Arbeiterpartei hatte sich bis zum letzten Augenblick Zeit genommen, einen Ersatzkandidaten aufzustellen. In der Hoffnung, für Inácio Lula da Silva werde doch noch eine Tür aufgehen. Aber die Gerichte lehnten alle Rekurse des früheren Präsidenten ab.
Der Linke hatte auch immer weniger Verbündete. Zuletzt verteidigte noch das UNO-Menschenrechtskomitee die Kandidatur von Inácio Lula da Silva. Für die brasilianischen Gerichte sind dessen Bürgerrechte durch das Kandidaturverbot aber nicht verletzt. Dennoch: Der frühere Präsident bleibt der weitaus beliebteste Politiker Brasiliens.
Ersatzmann Fernando Haddad ist Jurist und Politikwissenschaftler. Er war sechs Jahre lang Bildungsminister und von 2013 bis 2016 Stadtpräsident der Stadt São Paulo. Die Zuspruchswerte für den 55-Jährigen sind in den Umfragen bescheiden. Die Arbeiterpartei vertraut aber darauf, dass die Lula-Wähler Haddad massiv unterstützen werden – und dieser den Sprung in die Stichwahl schafft.
Bolsonaro in Meinungsumfragen vorn
Der Ausgang der Wahl am 7. Oktober bleibt völlig offen. In den Meinungsumfragen liegt der Rechtsaussen-Kandidat Jair Bolsonaro vorn. Nach einer Messerattacke liegt der frühere Armeeoffizier mit inneren Verletzungen im Spital und muss erneut operiert werden.
Favorit der Wirtschaft ist der frühere Gouverneur des Teilstaates São Paulo, Geraldo Alckmin. Obschon er ein breites Bündnis von rechtsgerichteten Parteien hinter sich hat, kommt seine Kandidatur bislang nicht auf Touren. Und die frühere Umweltministerin Marina Silva ist sogar in der Wählergunst zurückgefallen. Sie hat vor allem bei den Frauen Unterstützung verloren.