In unsicheren Zeiten haben sich die Wählerinnen und Wähler in Irland für das Bisherige entschieden. Die beiden Regierungsparteien Fianna Fáil and Fine Gael bleiben an der Macht und werden weiterhin eine Mitte-Rechts-Regierung bilden.
Ein schlechter Tag war es dagegen für Sinn Fein. Die linksnationalistische Partei, die eine Wiedervereinigung der irischen Insel anstrebt, schien noch vor gut einem Jahr auf dem besten Weg zu sein, die nächste Regierung anzuführen. Sie verlor in den vergangenen Monaten aber an Zustimmung, was zum Teil auf eine Verärgerung bei potenziellen Wählern und Wählerinnen über die liberale Einwanderungspolitik der Partei zurückgeführt wird. Das Versprechen der Parteivorsitzenden Mary Lou McDonald, dass die Menschen auf der irischen Insel noch in diesem Jahrzehnt über eine Wiedervereinigung Irlands mit Nordirland abstimmen können, dürfte damit erst einmal vom Tisch sein.
Andere Probleme
Die Wahlen zeigen, dass die Mehrheit der Irinnen und Iren andere Sorgen hat. Das Verhältnis zum Vereinigten Königreich ist seit dem Brexit eher angespannt. Irland leidet unter einer akuten Wohnungsnot. Die Immobilienpreise sind für viele Leute unbezahlbar geworden. Im vergangenen Jahr kam es zudem nach einem Messerangriff auf Kinder in Dublin zu gewalttätigen und fremdenfeindlichen Ausschreitungen und Plünderungen.
Simon Harris, der bisherige – und vielleicht auch künftige Premierminister – erklärte damals, alles werde wieder gut. Egal ob Unruhen, Wohnungsnot oder Brustkrebs. Der umtriebige Politiker erklärt die Welt häufig gerne und kurz in den sozialen Medien. Er wird deswegen gelegentlich als TikTok-Minister bezeichnet. Harris redet dabei so eloquent wie schnell.
Politisch haben er und seine Partei jedoch keine grossen Würfe getan. Erste Wahlanalysen zeigen, dass der mit 37 Jahren jüngste Regierungschef in der irischen Geschichte ausgerechnet bei der jungen Generation nicht besonders gut abgeschnitten hat. Die linke Mary Lou McDonald hat bei den Jungen weitaus mehr gepunktet. Kommentatoren erklären dies mit der akuten Wohnungsnot, die gerade junge Leute mit kleinen Einkommen besonders hart trifft. Harris hatte zwar im Wahlkampf 300'000 neue Häuser und Wohnungen versprochen. Gemeinsam ist seinen Ankündigungen jedoch, dass sie selten ins Detail gehen. Doch das wird nötig sein. Denn das Bisherige war für die Jungen offensichtlich nicht wirklich gut.