Bei den Parlamentswahlen im Kosovo am kommenden Sonntag spielen die Wählerinnen und Wähler im Ausland eine grosse Rolle. In der Schweiz leben besonders viele Menschen mit kosovarischen Wurzeln, doch die Teilnahme an den Wahlen wird ihnen diesmal schwer gemacht.
Denn wer an der Wahl teilnehmen will, musste sich bei der Wahlkommission in Kosovo per Mail anmelden und dann auf einen Telefonanruf warten, um die Registrierung zu bestätigen. Dieser Telefonanruf wurde dem Registrierungsverfahren zur Wahl neu hinzugefügt und weckt den Eindruck, dass man den Wählerinnen und Wählern im Ausland die Teilnahme erschweren will.
Diaspora in der Schweiz verärgert
Bekim Hoti, Vertreter der linken Oppositionspartei Vetevendosjë in der Schweiz bekam viel Ärger mit: «Es ist unglaublich, was in den letzten zehn Tagen passiert ist. Ich habe Hunderte von Telefongesprächen mit Leuten geführt, die nicht weiter wussten. Sie haben lange auf einen Anruf gewartet. Wir wurden zu Zeiten angerufen, an denen es nicht möglich war, das Telefon abzunehmen. Das und sonst sehr viel ist vorgekommen. Die Leute waren wirklich stinksauer.»
Wahlberechtigte, denen es gelungen ist, sich rechtzeitig einzuschreiben, machen sich jetzt Sorgen, ob ihre Wahlzettel rechtzeitig per Post in Kosovo ankommen. Hoti sagt: «Viele Bürgerinnen und Bürger haben die Wahlzettel per DHL-Express verschickt, was bis zu 110 Franken kostete.»
Um auf Nummer sicher zu gehen, würden viele auch die teure Reise nach Kosovo antreten, um dort persönlich ihre Stimme abzugeben, sagt Hoti. Seine Vetevendosjë-Partei ist von dem erschwerten Wahlprozedere besonders betroffen. Sie hat auch in der Schweiz einen noch höheren Wähleranteil als in Kosovo.
Wahlberechtigte in der Schweiz würden Kurti wählen
Bekim Dalipi von «albinfo.ch» bestätigt die Prognose, dass sich Menschen mit kosovarischen Wurzeln hierzulande für Albin Kurti entscheiden würden. Der Journalist der unabhängigen kosovarisch-schweizerischen Internetplatform sagt: «Klar ist, dass die Mehrheit der Diaspora in der Schweiz Albin Kurti wählen würde – das spüren wir überall und jeden Tag.»
Kurti ist besonders beliebt, weil er verspricht, mit der grassierenden Korruption aufzuräumen und so Kosovo aus wirtschaftlicher Not und Armut zu befreien. «Ich denke, eine jüngere Generation mobilisiert sich viel mehr und spricht sich für den Wechselkurs von Albin Kurti. Hier in der Schweizer leben vielmehr junge Albanerinnen und Albaner, die sich für Albin Kurti entschieden haben», sagt Bekim Dalipi.
Keine Beweise für absichtliche Hürden
Ob die Behörden in Kosovo das Prozedere für Wahlberechtigte im Ausland tatsächlich absichtlich erschwert haben, um den Stimmenanteil von Kurtis Partei zu drücken, lässt sich nicht beweisen.
Aber das Vorgehen könnte darüber entscheiden, ob Kuti im Parlament auf eine absolute Mehrheit kommt: «Es könnte um ein bis drei Parlamentssitze gehen», schätzt der Politikanalyst Agon Maliqi in Prishtina. Bei den traditionell sehr knappen Regierungsmehrheiten in Kosovo könnte dies noch zu viel Streit nach den Wahlen führen.