Die taiwanische Präsidentin Tsai Ing-wen habe gar keinen Doktortitel, Proteste vor dem Präsidialamt seien von den Medien verschwiegen worden, Stimmen für die Oppositionspartei würden nicht gezählt – derartige Meldungen verbreiteten sich in Taiwans sozialen Medien und auf Messaging-Apps. All diesen Meldungen haben eins gemein: Es sind allesamt Falschmeldungen.
Wenn die Massenmedien die Falschmeldungen auch noch aufgreifen und weiterverbreiten, ist der Schaden gross.
«Wenn die Massenmedien die Falschmeldungen auch noch aufgreifen und weiterverbreiten, ist der Schaden gross», sagt Wang Ting-yu, Parlamentarier der Regierungspartei DPP und Mitglied des parlamentarischen Ausschusses für Verteidigung.
An die unzähligen Cyber-Attacken aus China sei man zwar schon gewöhnt, sagt Wang weiter. Die orchestrierte Verbreitung von Falschinformationen ist für Taiwan dagegen vergleichsweise neu. Laut eines Berichts der Universität Göteborg gehört Taiwan sogar zu jenen Demokratien, die weltweit am meisten von Desinformationskampagnen betroffen sind.
Klare Absichten Chinas
Chinas Absicht sei klar, sagt Wang – die Spaltung der taiwanischen Gesellschaft. «Schon jetzt hat Chinas kommunistische Partei Taiwan stark infiltriert. Nicht nur die Medien, auch Werbung, und sogar Wahlkandidaten sind betroffen.»
Politik und Gesellschaft schauen jedoch nicht tatenlos zu. Das Parlament verabschiedete erst gerade ein Anti-Infiltrationsgesetz. Damit soll die Justiz besser gegen von China finanzierte illegale Aktivitäten vorgehen können. Die Regierung und das unabhängige taiwanische «Fact Check Center» versuchen zudem, potenzielle Falschmeldungen schnell zu prüfen und sie gegebenenfalls online zu widerlegen.
Forderung nach Medienunterricht
Nur auf die Desinformationen zu reagieren, reiche jedoch nicht aus, sagt Cedric Alvani, Direktor des Ostasien-Büros von «Reporter ohne Grenzen». Taiwan brauche jetzt erst recht eine robuste Medienlandschaft und Medienunterricht bereits in der Schule. Denn Kampagnen mit gezielten Falschmeldungen würden so bald nicht aufhören.
China bleibt China, es wird sich in den kommenden Jahren nicht ändern.
«China bleibt China, es wird sich in den kommenden Jahren nicht ändern», sagt Alvani. «Taiwan muss auf potenzielle Attacken vorbereitet sein. Die Frage ist nicht ob, sondern lediglich wann sie stattfinden.»