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Wahlkampf in Grossbritannien Sunak und Starmer geben sich Saures im ersten TV-Duell

Einen Monat vor der britischen Parlamentswahl kam es zum ersten TV-Duell. Es schaute nur knapp ein Sieger heraus.

Der amtierende Premierminister Rishi Sunak hat seinen Herausforderer Keir Starmer bei der ersten, von ITV übertragenen TV-Debatte vor den Parlamentswahlen in rund einem Monat scharf attackiert.

Gleich mehrfach behauptete der Regierungschef der konservativen Tories, die sozialdemokratische Labour-Partei wolle die jährliche Steuerlast jedes Arbeitnehmers um 2000 Pfund erhöhen.

Vorgezogene Wahlen im Juli

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Rishi Sunak hat vor rund zwei Wochen überraschend vorgezogene Wahlen ausgerufen. In Umfragen liegt die Partei des Premierministers rund 20 Prozentpunkte hinter den Sozialdemokraten von Labour zurück.

Politologe Mark Garnett von der Universität Lancaster sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: «Rishi Sunak hofft, dass eine vorgezogene Wahl das Ausmass seiner Niederlage abmildern wird.» Denn in der Vergangenheit wurden vorgezogene Neuwahlen meist ausgerufen, um die Gewinnchancen des Amtsinhabers zu erhöhen.

Der Oppositionsführer, Labour-Chef Keir Starmer, wies die Vorwürfe in der Debatte als «Müll» zurück und verschärfte auch seinerseits den Ton: «Er erfindet Dinge, während er spricht.»

Gemäss Starmer will Labour lediglich die Mehrwertsteuer für Privatschulen und die Übergewinnsteuer für Energieunternehmen erhöhen.

Sie haben keine Pläne für die Zukunft.
Autor: Rishi Sunak Premierminister Grossbritannien

Starmer hielt im Duell auch nicht mit Vorwürfen zurück. Die konservative Partei von Sunak sei schuld am schlechten Zustand des Landes mit langen Wartezeiten in Kliniken, hohen Hypothekarzinsen und den stark gestiegenen Lebenserhaltungskosten. Auch Probleme im Bildungswesen und fehlende Lehrkräfte sprach der Herausforderer an.

Nach 14 Jahren greife die Tory-Partei verzweifelt nach jedem Strohhalm, so Starmer. Sunak seinerseits sah dies naturgemäss anders. Labour habe Jahre Zeit gehabt für eigene Ideen, konkrete Pläne würden aber nicht vorliegen: «Sie haben keine Pläne für die Zukunft.»

Mit «Reform UK» tritt eine dritte Partei an

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Farage in blauem Anzug zeigt mit dem Finger bei einer Rede.
Legende: epa/Tolga Akmen

Mit seiner rechtspopulistischen Partei «Reform UK» will Nigel Farage bei den Wahlen am 4. Juli doch antreten: «Ich habe meine Meinung geändert, das muss nicht ein Zeichen der Schwäche sein.» Noch vor zwei Wochen wollte der 60-Jährige nicht antreten. Farage ist ein bekannter Politiker in Grossbritannien. Er hatte den Brexit als führende Figur mit angetrieben.

Grossbritannien-Korrespondent Patrik Wülser ordnet diese Nachricht als grosse Überraschung ein: «Er bringt damit die Konservativen arg ins Rudern.» Die Sozialdemokraten dürften sich wohl freuen, denn die konservativen Tories werden nun von zwei Seiten angegriffen.

Die Umfragen sehen Rishi Sunak als knappen Sieger in dieser ersten TV-Debatte. Die Meinungen waren dabei aber eher gespalten: 51 Prozent sahen den amtierenden Premierminister im Vorteil und 49 Prozent dessen Herausforderer.

Kommentatoren lobten Sunaks kämpferischen Ton, da er Starmer mehrmals direkt nach dessen Vorhaben fragte. Es ist noch eine zweite Debatte für den Juni angesetzt, dann wird zu sehen sein, ob Starmer besser punkten kann.

SRF 4 News, 05.06.2024, 01:00 Uhr ; 

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