Der Regenwald im Amazonas brennt massiv und seit Wochen. Aber auch in Teilen Afrikas brennt es – teilweise gar noch heftiger. Etwa in Angola, im Kongo oder in Mosambik.
Nicht alle diese Feuer sind auf Rodungen zurückzuführen. Brände sind zu dieser Jahreszeit nichts Ungewöhnliches, sagt die in Südafrika lebende Journalistin Leonie March.
«Es brennen nicht in erster Linie Wälder, sondern Savannen und landwirtschaftliche Flächen.» Die Trockenzeit neigt sich dem Ende zu. So kommt es vielerorts zu sogenannten Buschfeuern.
60 Prozent des südlichen Afrikas brennen jährlich
«Andernorts hat es Tradition, landwirtschaftliche Flächen vor der Bewirtschaftung abzubrennen. Das geht schneller, als die Felder von Hand von Unkraut zu befreien», erklärt March.
Vielerorts gelte dieses Abbrennen von Feldern auch als Verjüngungskur: Die Landwirte sind überzeugt, die Asche wirke wie ein Dünger für die Felder. Ausserdem wächst das Gras für ihr Vieh frisch nach. Ganze 60 Prozent des südlichen Afrikas würden jährlich auf diese Weise abgebrannt, so die Journalistin.
Doch das Abbrennen ist nicht unumstritten. Gegner argumentieren mit Emissionen und Auswirkungen auf das Mikroklima. «Über diesen dunklen abgebrannten Flächen nehmen die Niederschläge ab.»
Zudem würden die Humus-Schicht und wichtige Mikroorganismen im Boden zerstört. «Die Böden werden langfristig ausgelaugt», erklärt March. Das führt dazu, dass die Bauern weiterziehen und neue Flächen erschliessen, was wiederum Wälder gefährdet.
Kommerzielle Waldrodung und Holz für Energie
Die Situation sei aber nicht vergleichbar mit der im Amazonas. «In Afrika sind viele Wälder bereits verschwunden», so March. Das hat mehrere Gründe: «Die landwirtschaftliche Brandrodung ist ein Faktor, aber Bäume werden auch im grossen Stil für die Energiegewinnung gefällt.»
Die Mehrheit der Bevölkerung sei auf Holzkohle angewiesen, etwa zum Kochen. Ein weiteres grosses Problem seien Waldrodungen für kommerzielle Zwecke.
«Grosse Mengen Edelhölzer werden seit Jahren illegal exportiert, überwiegend nach China.» Herkunftsländer sind der Kongo, Madagaskar oder Mosambik. Laut dem Gründer des Mezimbite Forest Centres, Allan Schwarz, war die Fläche Mosambiks zum Zeitpunkt der letzten verlässlichen Studie in den 1960ern noch zu 75 Prozent von Wäldern bedeckt.
March hat Schwarz in Mosambik getroffen. «Heute könne man sich glücklich schätzen, wenn der Anteil noch über zehn Prozent liege. Die Dimension der zerstörten Wälder ist enorm.»
Politiker scheinen am Raubbau mitzuverdienen
Die Korruption in Mosambik blockiere die Aktionen gegen die illegalen Rodungen. Der Export von Edelhölzern ist gegen das Gesetz. Aber laut Schwarz hat jeder der chinesischen Holzhändler, die ja sichtbar ihrem Geschäft nachgehen, einen einheimischen Partner in der Regierungspartei. «Politiker scheinen also am Raubbau mitzuverdienen», so March.
Das prangert nun die Opposition in Mosambik an: Sie will Programme zur Wiederaufforstung unterstützen. Im Oktober sind Präsidentschafts- und Parlamentswahlen geplant.
«Spätestens seit den beiden Zyklonen, die im Frühjahr einen Grossteil Mosambiks zerstört haben, ist das Problem der Waldrodungen etwas mehr ins Bewusstsein gerückt», weiss die Journalistin. Doch zuoberst auf der Prioritätenliste sind sie noch nicht angekommen.