- Drei ehemalige Inhaftierte des berüchtigten US-Militärgefängnisses Abu Ghraib im Irak sollen je 14 Millionen US-Dollar erhalten.
- Das hat ein Geschworenengericht in den USA entschieden.
- Die Gelder gelten als Schadenersatz für die Folter und Erniedrigungen, die die Inhaftierten zwischen 2003 und 2004 im Gefängnis erlebt haben.
- Es ist gemäss der Nachrichtenagentur Reuters das erste Mal, dass ein privates Unternehmen für Folter in Abu Ghraib rechtlich verantwortlich gemacht wird.
Die achtköpfige Jury hat das private Militärunternehmen Caci international für seine Rolle bei der Folter von Häftlingen im Abu-Ghraib-Gefängnis während des Irak-Kriegs für haftbar erklärt, wie das Center for Constitutional Rights, das die Kläger vertrat, in einer Erklärung mitgeteilt hat. Der Anwalt der ehemaligen Inhaftierten bezeichnete das Urteil als «eine wichtige Massnahme der Gerechtigkeit und der Rechenschaftspflicht» und lobte die drei Kläger für ihr Durchhaltevermögen.
Firma will in Berufung gehen
Die Firma Caci bestreitet wiederum, dass ihre Mitarbeitenden an Folter beteiligt waren und kündigte an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. «Fast zwei Jahrzehnte lang wurde Caci zu Unrecht mit den bedauerlichen und rücksichtslosen Handlungen einer Gruppe von Militärpolizisten im Gefängnis von Abu Ghraib zwischen 2003 und 2004 in Verbindung gebracht», so das Unternehmen.
«Um es klar zu sagen: Kein Caci-Mitarbeiter wurde jemals in dieser Angelegenheit strafrechtlich, zivilrechtlich oder administrativ angeklagt. Caci-Mitarbeiter waren weder an diesen beunruhigenden Ereignissen beteiligt, noch war einer unserer Mitarbeiter dafür verantwortlich.»
Elektroschocks und Scheinhinrichtungen
Das im US-Bundesstaat Virginia ansässige Unternehmen hatte im Auftrag der US-Armee Verhöre im Gefängnis Abu Ghraib durchgeführt. Zu einem Skandal wurde es, als 2004 während der Amtszeit des ehemaligen Präsidenten George W. Bush Bilder auftauchten, die zeigten, wie US-Soldaten Gefangene gefoltert und dabei fotografiert hatten. Die Gefangenen berichteten, dass sie körperliche und sexuelle Misshandlungen, Elektroschocks und Scheinhinrichtungen ertragen mussten.
Auch die drei irakischen Männer, die nun vor Gericht standen, sagten, sie seien während der Haft in den Jahren 2003 und 2004 unter anderem geschlagen und Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Vor Gericht behaupteten sie nicht, dass Caci-Mitarbeiter die Misshandlungen ausdrücklich selbst begangen hätten, sondern sagten, dass die Firma mitschuldig sei, weil ihre Mitarbeiter gemeinsame Sache mit der Militärpolizei machten, um die Gefangenen «weich zu bekommen».