- Gegen den Präsidenten des Kosovos, Hashim Thaci, ist eine vorläufige Anklage wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen worden.
- Thaci und anderen Angeklagten würden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit dem Kosovo-Krieg vorgeworfen, darunter fast 100 Morde, teilte das Büro des Sonderanklägers mit.
- Die Anklageschrift sei das Ergebnis einer langwierigen Untersuchung und spiegelt die Entschlossenheit der Ermittler wider, alle Anklagepunkte zweifelsfrei zu beweisen.
Das Gericht in Den Haag soll Verbrechen strafrechtlich verfolgen, die gegen Serben während des Unabhängigkeitskrieges des Kosovos 1998-1999 begangen worden waren.
Anführer der UCK
Thaçi war Mitbegründer und Führer der paramilitärischen Organisation UÇK, die im Kosovo-Krieg operierte. Der 47-Jährige studierte in den 1990er Jahren an der Universität Zürich Politische Wissenschaften. Bereits seit 2010 sah sich der 46-Jährige dem Vorwurf ausgesetzt, während des Kosovokrieges auch in den Organhandel durch die UCK involviert gewesen zu sein.
Seit 2016 ist Thaçi Präsident der Republik Kosovo. Zuvor war er von 2008 bis 2014 erster Ministerpräsident des jungen Staates.
Thaçi unterstützte Aufarbeitung der Vergangenheit
Serbien anerkennt bis heute die Unabhängigkeit Kosovos nicht und bezeichnet Thacis UCK noch immer als Terror-Organisation. Der Krieg von 1998-99 führte zum Rückzug der serbischen Truppen aus Kosovo und forderte mindestens 13'500 Menschenleben. Die Nato bombardierte aus der Luft, am Boden etablierte sich de UCK als Ordnungsmacht. Rund 1700 Menschen gelten als vermisst, darunter 500 Serben und Roma.
Kritiker Thacis unterstellen ihm, sich in die Immunität des Präsidentenamts geflüchtet zu haben. Thaci selbst versprach in einem Interview aus dem Jahre 2016 mit SRF, das Gericht zu unterstützen: «Ich habe den Prozess zur Errichtung dieses Spezialgerichts unterstützt. Wir haben nichts zu verbergen. Dieses Gericht kann eine Chance sein für Kosovo: Es kann Kosovo von der Last der Vergangenheit befreien, von der Last unbegründeter Beschuldigungen, wird aber auch sein Licht auf die Wahrheit werfen.»
Wir haben nichts zu verbergen.