Was ist passiert? Im jahrelangen rechtlichen Gezerre um den australischen Wikileaks-Gründer Julian Assange gibt es eine überraschende Wende. Nach fünf Jahren Haft in London wurde Assange aus dem Gefängnis freigelassen. Im Gegenzug für ein teilweises Schuldbekenntnis ist Assange wegen seiner bereits in Grossbritannien verbüssten Haft auf freiem Fuss – und mit einer Chartermaschine unterwegs in Richtung Heimat.
Warum ist Assange freigekommen? Ein US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan – einem US-Aussengebiet im Westpazifik – segnete am Mittwoch einen Deal zwischen dem Australier und der amerikanischen Justiz ab. Assange bekannte sich in einem von 18 Anklagepunkten schuldig. Konkret bekannte er sich der Verschwörung zur unrechtmässigen Beschaffung und Verbreitung von geheimen Unterlagen schuldig. Im Gegenzug ist Assange wegen seiner bereits in Grossbritannien verbüssten Haft nun auf freiem Fuss.
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Bild 1 von 8. Julian Assange verlässt nach der Anhörung das US-Bezirksgericht auf der Marianen-Insel Saipan (26. Juni 2024). Bildquelle: REUTERS / Kim Hong-Ji.
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Bild 2 von 8. Wikileaks-Gründer Julian Assange an einer Medienkonferenz in London am 23. Oktober 2010. Zusammen mit der «New York Times», dem «Guardian» und dem «Spiegel» veröffentlichte Wikileaks 2010 Auszüge aus Militärprotokollen, welche Kriegsverbrechen der USA belegten. Damit erregte er weltweite Aufmerksamkeit. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Lennart Preiss.
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Bild 3 von 8. In der Botschaft Ecuadors in London: Assange hält im August 2012 eine Rede. Im Juni hatte er politisches Asyl beantragt, um sich dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden zu entziehen. Diese hatten ihn wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Die Anschuldigungen wurden später aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Bildquelle: AP Photo/Sang Tan.
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Bild 4 von 8. Auch die US-Regierung leitet nach der Veröffentlichung der Dokumente Ermittlungen ein. (Bild vom Mai 2024). Bildquelle: Keystone/AP Photo/Kin Cheung.
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Bild 5 von 8. Im April 2019 wird Assange nach sieben Jahren in der Botschaft Ecuadors in London festgenommen. Zuvor entzog ihm der neue ecuadorianische Präsident das Asyl. Bildquelle: Keystone/EPA/ANDY RAIN.
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Bild 6 von 8. In den vergangenen zwölf Jahren gibt es immer wieder Proteste. Leute fordern seit Jahren die Freilassung Assanges. Hier ein Bild vom 20. Mai 2024 in London. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Kin Cheung.
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Bild 7 von 8. Wegen Verstosses gegen Kautionsauflagen wird Assange nach seiner Festnahme zu einer Haftstrafe von 50 Wochen verurteilt. Die USA fordern eine Auslieferung, Assange droht dort eine Strafe von bis zu 175 Jahren Haft. Bildquelle: REUTERS/Chris J. Ratcliffe.
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Bild 8 von 8. Angeblich eines der ersten Fotos von Julian Assange nach seiner Freilassung aus dem britischen Gefängnis im Juni 2024. Offenbar kommt es zu einem Deal, welcher es Assange erlaubt, auszureisen. Bildquelle: Reuters.
Wie geht es jetzt weiter? Julian Assange hat die US-Pazifikinsel Saipan nach der Gerichtsverhandlung verlassen und ist nun auf dem Weg in die australische Hauptstadt Canberra. Der gecharterte Privatjet wird voraussichtlich am Mittwoch gegen 19:30 Uhr Ortszeit (11:30 Uhr Schweizer Zeit) in Canberra landen. Medien zufolge will sich Assange nach seiner Ankunft erstmals öffentlich äussern.
Was wird Assange vorgeworfen? Die USA hatten jahrelang Assanges Auslieferung verlangt. Sie warfen ihm vor, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Ihm drohten bis zu 175 Jahre Haft wegen Spionage. Assanges Unterstützer sehen ihn hingegen wegen des Aufdeckens von US-Kriegsverbrechen im Visier der Justiz aus Washington.
Das sind die Reaktionen: «Ich bin sehr zufrieden, dass wir bei dieser Gelegenheit ein positives Ergebnis erzielt haben, das, wie ich glaube, von der grossen Mehrheit der Australier gefordert wurde», sagte der australische Premierminister Anthony Albanese vor den australischen Abgeordneten in Canberra. Assanges Frau und Anwältin Stella Assange feiert die Freilassung ihres Ehemanns auf X. Sie danke all jenen, die sich für die Freilassung des Wikileaks-Gründers eingesetzt hätten. Auch Assanges Mutter ist den vielen Helfern dankbar – und würdigte die Politik hinter den Fassaden. «Ich bin dankbar, dass das Martyrium meines Sohnes endlich ein Ende findet», zitierte der australische Sender ABC aus einer Mitteilung von Christine Assange. «Das zeigt, wie wichtig und mächtig stille Diplomatie ist.»