Die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat anhand von Jahrringen an Bäumen herausgefunden, dass es in den letzten 1200 Jahren noch nie so warm war wie heute, jedenfalls nicht in Skandinavien.
Dazu haben die Forscherinnen und Forscher die Zellwanddicke der Holzzellen in Jahrringen von Bäumen vermessen. «Anders als früher haben wir auch die Zellwände vermessen können, die Bausteine der Jahrringe. Es hat sich gezeigt, dass die Dicke der Zellwände – die Verstärkung der Bausteine – eng mit den Temperaturen zusammenhängt», sagt Studienleiter Georg von Arx vom WSL in Birmenstorf.
Links zu den Forschungsergebnissen:
Untersucht wurden Zellwände von 50 Millionen Holzzellen, von lebenden und toten Waldföhren aus Skandinavien und Finnland.
Keine Klimaanomalie im Mittelalter
Systematische Wetter- und Klimadaten gibt es erst seit rund 150 Jahren. «Die Ergebnisse aus den entsprechenden Zellwänden stimmen eng mit den Daten, die wir aus den letzten 150 Jahren haben, überein», sagt von Arx.
Deshalb gehen die Forschenden davon aus, dass auch die Ergebnisse aus den Zellwänden von früheren Zeiten, in denen die Menschen das Wetter und das Klima noch nicht überliefert beschrieben haben, aussagekräftig sind. «Wir konnten so die Temperaturen in Zeiten, für die es keine historischen Daten gibt, rekonstruieren», so von Arx.
Das führte dazu, dass zum Beispiel die Annahme, es habe auch im Mittelalter eine ausserordentliche Warmzeit, eine sogenannte Klimaanomalie, gegeben, neu betrachtet werden kann. Von dieser Klimaanomalie in Skandinaiven war man aufgrund der herkömmlichen Jahrringanalysen ausgegangen.
Klimaerwärmung beispiellos
Glaubt man den neu erhobenen Daten, hat es zumindest in Skandinavien diese vermutete Klimaanomalie nicht in der Art, in der früher vermutet wurde, gegeben. Es gab eine mittelalterliche Warmzeit, aber sie war schwächer als angenommen.
Die aktuelle Klimaerwärmung ist beispiellos, zumindest für Skandiavien.
Deshalb können die Forschenden schlüssig sagen, dass es heute so warm ist wie in 1200 Jahren zuvor nicht. Für die aktuelle Klimaforschung lässt sich Folgendes daraus lesen, wie von Arx sagt: «Die aktuelle Klimaerwärmung ist beispiellos, zumindest für Skandinavien.»
Daten bestätigen die Klimamodelle
Die Jahrringdaten der Studie bestätigen die Daten bestehender Klimamodelle. Diese sehen für die aktuelle Erwärmung den CO₂-Anstieg als Haupttreiber.
Da der Anstieg der CO₂-Konzentration erwiesenermassen menschengemacht ist, muss gemäss den Forschenden folglich auch die aktuelle Erwärmung menschengemacht sein. «Andere Interpretationen sind unwahrscheinlich, weil unsere sehr präzise Rekonstruktion für die Zeit vor der Industrialisierung – also vor dem menschlichen Einfluss – nie annähernd so warme Perioden findet wie heute, selbst in der mittelalterlichen Warmperiode nicht», so Wissenschaftler von Arx.