Der 15. Januar 2009 war für den Piloten Chesley Sullenberger zunächst ein Tag wie jeder andere auch. Doch ganz plötzlich wurde er zum schlimmsten Tag seines Lebens, wie er im Interview mit «Ink Magazine» erzählte.
Sie waren gerade erst beim La Guardia Flughafen in New York gestartet. Noch im Steigflug kam ihnen ein Schwarm von Kanadagänsen entgegen. Ausweichen war nicht möglich und so kollidierte der Schwarm mit dem Flugzeug.
«Wir werden im Hudson enden»
«Hier ist Kaktus 1549», meldete Sullenberger an den Tower. Kaktus ist im Flugfunk der Codename für die Fluggesellschaft US Airways. «Wir haben den Schub in beiden Maschinen verloren. Wir kehren um.»
Aber dafür war es schon zu spät, stellte sich heraus. Sully war klar: Die einzige andere Möglichkeit als auf einem Flughafen, in einer Metropole wie New York ein so grosses Flugzeug zu landen, war der Hudson River.
«Wir schaffen es nicht. Wir werden im Hudson enden.» Das war die letzte Mitteilung, die der Tower bekam.
Eine Landung auf dem Wasser. Etwas, das Sullenberger nie trainiert hatte. Es gab dafür in der Ausbildung keine Simulationen, lediglich eine theoretische Diskussion darüber habe es mal gegeben.
Aber Sully war ein erfahrener Pilot und kannte sein Flugzeug. Mit blossem Auge versuchte er, den richtigen Moment abzupassen, um das Flugzeug auf dem Wasser aufzusetzen. Eine Herkulesaufgabe, denn bei Wasserlandungen droht ein Flugzeug auseinanderzubrechen, wenn es falsch aufgesetzt wird.
Doch wie durch ein Wunder gelang es. Der Pilot der Unglücksmaschine wird seitdem in den USA als Held gefeiert.
Sully erhielt eine Auszeichnung, wurde vom Präsidenten eingeladen, und ein paar Jahre nach dem Vorfall wurde das Wunder vom Hudson verfilmt.
«Ich bin immer dankbarer für den Ausgang, den wir hatten, dass wir in der Lage waren, jedes Leben bei den Passagieren, bei der Crew, den Ersthelfern und Einsatzkräften zu retten», sagte der inzwischen 72 Jahre alte und in den Ruhestand gegangene Pilot bei einer Veranstaltung im Vorfeld des diesjährigen 15. Jubiläums in New York.
«Ich denke, dass es eine Zeit war, zu der wir eine Geschichte brauchten, die uns Hoffnung gab», sagte Sullenberger weiter. «Und ich denke, es ist diese hoffnungsfrohe Vision für die Menschheit und die Zukunft, an der wir uns in schwierigen Zeiten festhalten können.»
Der Pilot ging übrigens als Letzter von Bord. Er suchte zuvor noch einmal die sinkende Maschine ab, um auch wirklich niemanden zurückzulassen. Passagier Billy Campbell stand zufällig neben ihm im Rettungsboot. «Ich habe ihn am Arm genommen und mich im Namen von uns allen bedankt», erzählte Campbell damals Agenturen zufolge. «Er hat nur gesagt: Gern geschehen.»