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Grossbritannien zählt – Geld und Schwäne
Aus Echo der Zeit vom 29.07.2024. Bild: Keystone/Matt Dunham
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Zählung in England Der Herr der Schwäne

Die neue Labour-Regierung in Grossbritannien macht derzeit eine Be­stan­des­auf­nah­me, was die Konservativen hinterlassen haben. Auch der König lässt derzeit zählen – und zwar seine Schwäne.

Nur wenige tragen so viele Titel wie Charles Philip Arthur George aus dem Haus Windsor. Er ist König des Vereinigten Königreichs von Grossbritannien und Nordirland. Darüber hinaus Oberhaupt des 56 Staaten umfassenden Commonwealth, Lehnsherr der britischen Kronbesitzungen, weltliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche und Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte.  

Allein für das Verlesen aller Titel benötigte der Erzbischof von Canterbury während der Krönung eine gefühlte Ewigkeit. Einen Titel hat er jedoch unterschlagen. Der britische Monarch ist ebenso «Seigneur of the Swans». Der Herrscher der Schwäne. Wer kein Schwan ist, den muss das nicht näher interessieren. Die Wasservögel jedoch schon. Denn immer im Juli nimmt der Monarch sein Recht in Anspruch und lässt seine gefiederten Untertanen zählen.

Jeder Schwan wird gefangen und vermessen

In schmalen Holzbooten machen sich seine Höflinge auf der Themse auf die Reise. Fünf Tage benötigen die kostümierten Männer in den weissen Hosen und roten Kutten, um die Schwäne zu fangen und zu markieren. Das Ritual stammt aus dem 12. Jahrhundert, als die Krone das Eigentum an allen Schwänen im offenen Wasser beanspruchte. Der Schwan galt damals als Delikatesse. Und der Bedarf für die royalen Festbankette war offenbar gross.  

Da der Verzehr der Entenvögel mittlerweile verboten ist, beschränkt sich der Palast heutzutage auf das Zählen. Rund 1000 sollen es in diesem Jahr sein.

Jeder Schwan wird von den königlichen Zählmeistern gewogen. Schnäbel, Gefieder und Schwimmhäute werden vermessen und untersucht. Ein jährlicher Gesundheitscheck, von dem britische Landbewohner mittlerweile nur träumen können.

Macht des Königshauses ausgedünnt

Doch es sind Rituale, die in Zeiten des Niedergangs Trost spenden. Nicht nur für Untertanen, sondern ebenso für Monarchen. Das britische Königreich ist längst nicht mehr so vereint, wie es der Name vorgibt. Seit dem Brexit bröckeln die Ränder unter den Fliehkräften der Unabhängigkeit.

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Miserable Finanzlage in Grossbritannien
Aus Tagesschau vom 29.07.2024.
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Die Machtbefugnisse des Königs wurden bereits viel früher ausgedünnt. Die Eröffnung von Spitälern und Blumenausstellungen gehören gewissermassen zum royalen Kerngeschäft, daneben verliest er einmal pro Jahr als Bauchredner des Premierministers das Regierungsprogramm. Uneingeschränkt gebietet der Monarch aber verfassungsmässig immer noch über alle Wale, Delfine und Schwäne im britischen Tierreich. Das sind fast biblische Zustände.

Doch die ornithologische Volkszählung auf der Themse zeigt ebenso, wie sich die irdischen Machtbefugnisse der britischen Krone buchstäblich verwässert haben.

Neue britische Regierung kündigt Ausgaben-Kürzungen an

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Rund drei Wochen nach ihrer Wahl hat die neue britische Regierung erste finanzielle Weichenstellungen verkündet. So müssten in den nächsten beiden Jahren die Ausgaben um mehr als 13.5 Milliarden Pfund gekürzt werden, erklärte Finanzministerin Rachel Reeves in London. Zur Begründung hiess es, die von der konservativen Vorgänger-Regierung verursachten Mehrausgaben in Höhe von 22 Milliarden Pfund müssten verringert werden.

Am 30. Oktober werde sie einen vollständigen Haushaltsplan vorlegen. Dieser werde weitere «schwierige Entscheidungen» enthalten. Die Vorgänger-Regierung habe den wahren Stand der Ausgaben des Staates verschleiert, sagte die Ministerin. Nun müsse verhindert werden, dass das Defizit in diesem Jahr um 25 Prozent ansteige. «Dieses Niveau der Mehrausgaben ist nicht tragbar. Bleibt es unkontrolliert, stellt es eine Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität dar», sagte Reeves im Parlament.

Reeves kündigte auch Lohnerhöhungen für den öffentlichen Dienst an. Unter anderem werde es bei der Polizei 4.75 Prozent mehr Geld geben, im Gefängnis-Dienst 5 Prozent, beim Gesundheitsdienst NHS 5.5 Prozent und bei den Streitkräften 6 Prozent. Die Anhebungen würden rund neun Milliarden Pfund kosten. Kürzungen werde es bei verschiedenen Strassenbau- und Eisenbahnprojekten geben. Rentner mit hohen Einkünften bekämen zudem künftig keinen Heizkosten-Zuschuss mehr. (reu)

Echo der Zeit, 29.7.2024, 18 Uhr

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