Künftig dürfen in weiten Teilen Irlands nur noch 220 Kilogramm Stickstoff pro Hektar zum Düngen verwendet werden, anstatt wie bisher 250 Kilogramm – ab 2026 nur noch 170 Kilogramm. Dieser Wert gilt schon heute in den meisten anderen EU-Ländern. Die Hintergründe dazu kennt Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann.
Wieso müssen irische Bauern ihren Düngereinsatz reduzieren?
Die Massnahme soll die Belastung der Böden und Gewässer durch Nährstoffe wie Nitrat und Phosphor reduzieren. Laut Schätzungen sind rund 3000 der insgesamt 17'500 irischen Bauern von der von Brüssel vorgegebenen Düngerreduktion betroffen. Ziel der irischen Regierung ist auch, die Treibhausgas-Emissionen durch die Viehzucht in Irland drastisch zu senken. Mit weniger Dünger wächst weniger Futter, mit dem man weniger Kühe ernähren kann. In Diskussion ist seit längerem zudem ein äusserst umstrittener Plan der Regierung, bis 2026 die Zahl der Kühe in Irland um 200'000 zu reduzieren.
Wieso ist Irland besonders betroffen?
Irland ist in den letzten Jahren zum Milchexport-Boomland geworden. Nach der Liberalisierung des Milchmarkts in der EU ist die Viehwirtschaft auf der grünen Insel massiv ausgebaut worden, auch die Viehzucht zur Fleischproduktion wurde erweitert. Die Viehhaltung und -zucht ist dank des ausgedehnten Graslands günstig. Schattenseiten sind die Bodenbelastung durch den Dünger sowie die Treibhausgas-Emissionen der Tiere. Die irische Regierung versucht nun, mit der EU weiterhin eine Ausnahme beim Düngereinsatz auszuhandeln. Sie argumentiert, die Tiere würden in Irland fast nur mit dortigem Gras gefüttert, auf importiertes Kraftfutter wie Soja oder Silofutter werde weitgehend verzichtet. Das wiederum sorge für eine tiefere Klimagasproduktion als andernorts.
Sind die irischen Kühe wirklich so klimaschädigend?
Die Landwirtschaft ist in Irland für mehr als ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Bis 2030 muss sie ihren CO₂-Ausstoss um 25 Prozent reduzieren, damit die Klimaziele des Landes eingehalten werden können. Aktuell werden in Irland rund sieben Millionen Rinder gehalten, gut 1.5 Millionen davon sind Milchkühe – das bei einer Einwohnerzahl von gut fünf Millionen Menschen. Zum Vergleich: In der Schweiz werden rund 1.5 Millionen Rinder gehalten, knapp die Hälfte davon sind Milchkühe. Hierzulande ist die Landwirtschaft für rund 14 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich – auch das ist durchaus beträchtlich.
Inwiefern ist die Situation mit der Schweiz vergleichbar?
Es gibt in der Tat verschiedene Parallelen: Auch in der Schweiz ist die Landwirtschaft für einen relativ hohen Anteil der Treibhausgase verantwortlich, gleichzeitig hat sie rein zahlenmässig ein relativ geringes Gewicht in der Wirtschaft. Weil aber an Kühen und Milch die Ernährung hängt und weil damit auch Traditionen und Klischees verbunden sind, ist es sehr schwierig, die Landwirtschaft strukturell zu verändern. Das zeigt sich auch in der Schweiz, wo Veränderungen hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft politisch auf grossen Widerstand stossen.