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Reicht ein Pilot im Cockpit?
Aus 10 vor 10 vom 29.07.2024.
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Zukunft der Luftfahrt Wenn nur noch ein Pilot im Cockpit sitzt

Immer mehr Airlines wollen künftig weniger Piloten an Bord haben. Ein Schritt, den die Pilotengewerkschaft kritisiert.

Die Sicherheit beim Fliegen zählt als oberstes Gut. Doch was, wenn nur noch ein Pilot oder eine Pilotin während des Fluges im Cockpit sitzt und die Systeme überwacht? Was heute noch unvorstellbar ist, könnte bald Realität werden.

Immer mehr Flugzeughersteller und Airlines drängen auf eine rasche Einführung der sogenannten «Reduced Crew Operations». Derzeit sitzen bei Starts und Landungen von Langstreckenflügen drei Piloten im Cockpit. Während des Fluges wechseln sie sich vorne ab, während ein Dritter Pause macht.

Wenn der zweite Pilot sich erst ein Bild von der Situation machen muss, vergehen wertvolle Sekunden, die im Notfall entscheidend sein können.
Autor: Roman Boller Aeropers-Sprecher

Künftig soll während des Fluges nur noch einer vorne sitzen – dies dank moderner Technologie. Die Agentur für Flugsicherheit der EU (Easa) unterstützt Flugzeughersteller wie Airbus, solche technischen Lösungen umzusetzen.

Diese Entwicklung sieht die Pilotengewerkschaft Aeropers kritisch und bringt ihre Bedenken mit einem auffälligen Plakat zum Ausdruck. «Kannst du mit zwei Notfällen gleichzeitig umgehen?», heisst es auf Englisch. Darüber das Bild einer Toilettenschüssel mitten im Cockpit. 

Toilette in einem Flugzeugcockpit mit Text 'Can you handle two emergencies at the same time?'
Legende: European cockpit association

Mit einem offensichtlichen Problem wolle die Gewerkschaft auf grössere Probleme aufmerksam machen, sagt Aeropers-Sprecher Roman Boller. «Ein Problem im Cockpit tritt meistens nicht plötzlich auf. Es ist oft ein schleichender Prozess in einer komplexen Situation», sagt Boller, selbst Langstreckenpilot bei der Swiss. Das Umfeld verändere sich immer wieder. «Wenn der zweite Pilot ins Cockpit kommt und sich erst ein Bild von der Situation machen muss, vergehen wertvolle Sekunden, die im Notfall entscheidend sein können.»

Dass ausgerechnet die europäische Flugsicherheitsbehörde diese Entwicklung unterstützt, kritisiert Boller. «Die Easa wäre eigentlich dazu da, die Sicherheit im Flugverkehr zu erhöhen.» Mit der neuen Kampagne werde aber kein bestehendes Sicherheitsrisiko angegangen, sondern im Gegenteil neue Sicherheitsprobleme geschaffen.

Ein Pilot weniger – ein logischer Schritt

Flugzeughersteller wie Airbus haben mit dem A350 bereits ein Flugzeug, das technisch auf eine Person im Cockpit ausgerichtet ist. Die Fluggesellschaft Swiss beabsichtigt diesen Flugzeugtyp ab 2025 auf ihrem Streckennetz einzusetzen. Vorerst mit zwei Piloten im Cockpit.

Doch auch ein Pilot könnte künftig ein Thema sein, sagt Oliver Buchhofer, Geschäftsleitungsmitglied der Swiss. Dabei gehe es nicht nur darum, Kosten zu sparen: «Für uns ist es vor allem ein Effizienzschritt. Früher sassen fünf Leute im Cockpit – heute sind es zwei. Entsprechend ist es für uns ein logischer Schritt, dass es in gewissen Flugphasen auch mal nur einer sein kann.»

Dies werde aber nicht von heute auf morgen der Fall sein, sagt Buchhofer. «Zuerst müssen noch viele Fragen geklärt werden, beispielsweise im technischen oder im operationellen Bereich, wenn ein Pilot aufs WC muss. Erst wenn all diese Fragen geklärt sind und es sicher ist, geht man als Airline diesen Schritt.»

Pilot steuert ein Flugzeug im Cockpit.
Legende: Derzeit sitzen noch zwei Piloten im Cockpit – in Zukunft soll es während des Fluges nur noch einer sein. Keystone/Gaetan Bally

Gerade in Zeiten von Pilotenmangel könne dieser Schritt zu mehr Effizienz und Planungssicherheit führen, sagt Laura Frommberg, Chefredakteurin des Fachmagazins «Aerotelegraph».

Auch wenn sie als Privatperson bei diesem Gedanken ein mulmiges Gefühl bekommt, ist sie sich sicher: «Wenn die Behörden so etwas durchwinken, wird es auch sicher sein.» Denn in der Luftfahrt könne es sich niemand leisten, die Sicherheit nicht als höchstes Gut zu betrachten. «Wenn das passiert, dann fliegt man nicht mehr.»

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10vor10, 29.07.2024, 21:50 Uhr

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