So ist das normalerweise: US-Präsidenten scheiden aus dem Amt – und rasch sind sie weg aus dem Rampenlicht, manche ziehen sich ganz ins Privatleben zurück. Aber Donald Trump ist kein normaler Präsident. Und der Gedanke, Aufmerksamkeit zu verlieren, sei für ihn unerträglich, sagt Michael D'Antonio.
Wenn er damit liebäugelt, wieder zu kandidieren, will er eigentlich sagen: Schaut nicht weg! Konzentriert euch auf mich! Vielleicht komme ich wieder – fast wie die Wiederkunft Christi.
«Er will seine Fans begeistern, seinen Gegnern will er Angst machen. Der Gedanke, uns alle nicht mehr manipulieren zu können, muss für ihn beunruhigend sein», so der Trump-Biograf. Und Trump brauche Aufmerksamkeit auch, um mit seinen Millionen Unterstützenden Geld zu machen.
Nur schon deshalb sei es denkbar, dass Trump bald verkünde, er wolle 2024 wieder kandidieren. «Wenn er damit liebäugelt, wieder zu kandidieren, will er eigentlich sagen: Schaut nicht weg! Konzentriert euch auf mich! Vielleicht komme ich wieder – fast wie die Wiederkunft Christi. Ich sehe das auch als Mittel, um an Spendengelder zu kommen.»
Fans als unerschöpfliche Geldquelle
Seine Fans als Einnahmequelle – das Versprechen einer neuen Kandidatur als Verkaufsargument – auch wenn es möglicherweise gar nicht ernst gemeint sei. Damit könne Trump ein Vermögen machen.
Seit der Wahl im November habe er wohl um die 300 Millionen Dollar an Spenden eingenommen, schätzt D'Antonio. «Wenn er einen Weg findet, auch langfristig an Geld seiner Unterstützenden zu kommen – dann würde er vielleicht bis zu einer Milliarde im Jahr einnehmen.»
Das Amtsenthebungsverfahren werde Trump nicht daran hindern. Im Gegenteil: Es erhöhe beim harten Kern seiner Unterstützenden seinen Marktwert. Schon eher ein Problem: Das Amtsenthebungsverfahren könnte damit enden, dass Trump nicht mehr kandidieren dürfte.
Drohendes Ungemach
Und vor allem: Trump brauche einen neuen Lautsprecher – denn auf Twitter und anderen sozialen Medien ist er gesperrt. «Er hätte die Mittel, auch die Neigung, um einen eigenen Internet-Fernsehkanal zu gründen. Ich könnte mir vorstellen, dass er etwa 50 Millionen zahlende Abonnentinnen und Abonnenten kriegen könnte.»
Trumps Geschäftsimperium sei in Schwierigkeiten, sagt D'Antonio. Er müsse hohe Schulden begleichen, ihm drohten Gerichtsprozesse, etwa im Bundesstaat New York. «Das wäre eine weitere Motivation für ihn, eine Art politischer Medienstar zu werden. Besonders sein Immobiliengeschäft hat grosse Probleme. Die Reichen und sehr Reichen, die er gern zu seinen Kundinnen und Kunden zählt, wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben.» Auch darum müsse Trump Geld machen – mit seinen Fans.
Besuch im Trump-Themenpark
D'Antonio beobachtet Trump schon lange. Für seine ausführliche Biografie hat er den heutigen Präsidenten stundenlang interviewt. Er ist sich sicher: Trump werde sich noch stärker zur Medienfigur der Rechten machen – eine Art politischer Provokateur. Womöglich mit eigenem Fernsehsender. Mit Studios in Florida vielleicht, inklusive Trump-Hotel.
«Stellen Sie sich eine Art Trump-Themenpark vor – man könnte in Florida Disneyland besuchen. Und dann, wenn man mit den Achterbahnen fertig ist, könnte man Trumps Park besuchen.» Das höre sich abenteuerlich an, gibt D'Antonio zu. Aber wer, wie er, Trump über Jahre beobachtet habe, wisse, dass bei Trump mit allem zu rechnen sei – auch mit dem Abenteuerlichsten.