Als Sinéad O’Connor 1990 als frisch gebackener Weltstar ihren ersten Grammy erhält, ihn aber ablehnt, war bereits klar: Diese Frau ist kein einfacher Popstar.
Geboren im Dezember 1966 im irischen Glenageary in der Nähe von Dublin. Als Problemkind abgestempelt. In ihrer Kindheit laut eigenen Angaben zuerst von der Mutter, dann von Geistlichen missbraucht. Von der Schule verwiesen. Wegen Ladendiebstahls eingesperrt. Und schliesslich ins Internat gesteckt.
Vom U2-Gitarristen entdeckt
Mit 16 Jahren flieht O‘Connor. Sie will Gesang und Klavier studieren und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser.
Mitte der 80er-Jahre wird O‘Connor von U2-Gitarrist «The Edge» entdeckt, unterschreibt in London einen Plattenvertrag und veröffentlicht 1987 ihr Debütalbum «The Lion and the Cobra». Drei Jahre später schlägt der von Prince geschriebene Song «Nothing Compares 2 U» weltweit ein. Das dazugehörige Album verkauft sich mehr als sieben Millionen Mal.
Die irische Sängerin mit dem kahlgeschorenen Kopf nahm insgesamt zehn Soloalben auf. An den Erfolg ihres Hitalbums «I Do Not Want What I Haven’t Got» konnte sie jedoch nie mehr anknüpfen.
Stattdessen machte sie vermehrt Schlagzeilen mit kontroversen Aussagen und Aktionen ausserhalb der Musikwelt. So zerriss sie 1992 vor laufender Kamera ein Bild des damaligen Papstes Johannes Paul II. aus Protest gegen die Weigerung der Kirche, sexuelle Missbrauchsfälle aufzuarbeiten.
Für diese Aktion wurde sie kurze Zeit später bei einem Bob-Dylan-Tributkonzert heftig ausgebuht. Sie brach in Tränen aus und verkündete ein erstes Mal ihren Rücktritt aus dem Musikgeschäft.
Zur «Mutter Bernadette Maria» geweiht
Doch der Verbleib im selbstgewählten Exil hielt nicht lange. Ihr Comeback-Album im Jahr 2000 «Faith and Courage» war geprägt von O'Connors Hinwendung zur Religiosität.
Aus der ehemals zornigen Atheistin wurde für kurze Zeit eine fromme Frau, die sich unterdessen sogar zur Priesterin weihen liess. Unter dem Ordensnamen «Mutter Bernadette Maria» wollte sie fortan ein zölibatäres Leben führen.
Kurze Zeit später bekannte sie sich öffentlich als Lesbe. Vor einigen Jahren wurde wiederum öffentlich, dass sie zum Islam konvertiert sei.
Die vierfache Mutter heiratete im Dezember 2011 in Las Vegas zum vierten Mal. Diese Ehe wurde jedoch bereits 16 Tage später geschieden. Kurz darauf verbreitete sich die Nachricht eines Selbstmordversuches der Sängerin. Die geplante Welttournee wurde 2012 dann wiederum wegen eines psychischen Zusammenbruchs abgesagt.
In den vergangenen Jahren wirkte die Irin zunehmend verzweifelt: Via Facebook warf sie mit wilden Beleidigungen und Beschuldigungen um sich, drohte ihrer Familie und machte ihren ältesten Sohn verantwortlich für ihre «emotionale Zerstörung».
O'Connor sprach immer wieder über psychische Probleme: «Psychische Krankheiten sind ein bisschen wie Drogen – sie kümmern sich nicht darum, wer du bist», sagte sie in einem 2017 erschienen Video.
I'm proud to be a troublemaker.
Am Ende schien es, als würde Sinéad O'Connor gegen Windmühlen kämpfen. Bis zum Schluss schien eine ihrer Aussagen aus den frühen Tagen ihrer Musikerkarriere als Lebensmotto zu halten. In einem Interview mit dem britischen Musikmagazin «NME» im März 1991 beschrieb sie sich folgendermassen: «Alles, was ich tue, verursacht Probleme. Doch ich bin stolz darauf. I’m proud to be a troublemaker.»