- Nach dem mutmasslichen Angriff auf zwei Öltanker im Golf von Oman hat das US-Militär ein Video veröffentlicht, das den Iran belastet.
- Das Regionalkommando der US-Streitkräfte für den Nahen Osten (Centcom) teilte mit, das Video zeige, wie ein Boot der iranischen Revolutionsgarden auf einen Tanker zufahre.
- Iran hat die Vorwürfe zurückgewiesen und spricht von einer «Sabotage-Diplomatie» gegen das Land.
Das US-Regionalkommando Centcom teilte mit, dass Personen an Bord eines iranischen Schnellbootes dabei «beobachtet und gefilmt» worden seien, wie sie eine nicht explodierte Haftmine wieder von der Bordwand des Tankers «Kokuka Courageous» entfernten. Das Schnellboot fährt danach vom Tanker weg. Das Centcom sprach von einem «Haftminenangriff» im Golf von Oman.
Betroffen von dem Angriff waren ein Tanker einer japanischen Firma sowie ein Schiff einer norwegischen Reederei. Die Besatzungen wurden von den Tankern weg in Sicherheit gebracht.
Für Mauro Mantovani von der Militärakademie der ETH Zürich zeigt das Video deutlich ein Boot der Revolutionsgarden, sei aber kein abschliessender Beweis. «Was mich aber stutzig macht, ist die Behauptung, es handle sich um eine Haftmine, die dort entfernt worden ist. Sehr viel einfacher wäre es gewesen, mit einer Rakete oder einem Torpedo einen solchen Anschlag durchzuführen.»
Iran spricht von «Sabotage-Diplomatie»
Die USA machen den Iran für die mutmasslichen Angriffe auf die beiden Öltanker im Golf von Oman, darunter die «Kokuka Courageous», verantwortlich. Belege dafür haben die USA jedoch keine vorgelegt.
Die iranische Regierung weist die Vorwürfe zurück. Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif hat den USA vorgeworfen, die Öltanker-Vorfälle als Vorwand zu nehmen und eine «Sabotage-Diplomatie» gegen den Iran zu führen. «Es ist klar, dass das amerikanische ‹B-Team› auf Plan B und auf Sabotage-Diplomatie umgeschaltet hat.»
Mit dem «B-Team» meint Sarif das Team von US-Sicherheitsberater John Bolton, der nichts anderes als einen Regimewechsel im Iran plane und dafür sogar einen militärischen Konflikt provozieren würde.
Mauro Mantovani hält es für unwahrscheinlich, dass die Staatsführung die Attacke in Auftrag gegeben hat. «Ich könnte mir eher vorstellen, dass Hardliner dahinterstecken, die immer schon gegen das Atomabkommen mit dem Westen waren und jetzt die offene Konfrontation mit den USA suchen.»
Für Sascha Lohmann von der Stiftung Wissenschaft und Politik haben die USA mit dem Ausstieg aus dem Atomabkommen eine «Strategie des maximalen Drucks» umgesetzt. «Niemand anders ist dieser Strategie gefolgt und nun will man natürlich versuchen, diese Attacken in dem Sinne zu deuten, dass man die Weltgemeinschaft auf die eigene Seite zieht, um gemeinsam dann diesen Druck auf den Iran auszuüben.»
Guterres wünscht unabhängige Untersuchung
Nach den Angriffen hat sich UNO-Generalsekretär Antonio Guterres für eine Überprüfung der Fakten durch eine unabhängige Instanz ausgesprochen. Er sagte dies nach einem Treffen mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Aboul Gheit. Für einen Entscheid sei aber der UNO-Sicherheitsrat zuständig.
Aboul Gheit bezeichnete den Iran als «problematische Kraft» im Nahen Osten. Er glaube aber keinen Moment daran, «dass ein arabisches Land versucht, die Wasserwege zu behindern und sich so selbst in den Fuss schiesst.»
Der Iran ist kein arabisches Land und ist auch nicht Teil der Arabischen Liga, die von der Regionalmacht Saudi-Arabien dominiert wird und als Erzfeind des Iran gilt.