- Knapper Vorsprung der Ja-Seite: 51 Prozent sprechen sich gemäss SRG-Umfrage für höhere Kinderabzüge bei der Bundessteuer aus.
- Der Ausgang ist offen: Viele haben sich lediglich tendenziell oder noch nicht entschieden.
- Die Meinungsbildung litt darunter, dass die Vorlage bisher unter dem Radar der Stimmbevölkerung flog.
- Entscheidend wird der Abstimmungskampf sein; ob die Befürworter oder Gegner besser überzeugen können.
Wäre bereits am 9. August über die Steuerabzüge für Kinder abgestimmt worden, hätte die Vorlage eine knappe Mehrheit von 51 Prozent gefunden. Das ist das Resultat einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der SRG SSR.
43 Prozent der Befragten hätten die Vorlage hingegen abgelehnt. Doch: insgesamt 47 Prozent haben sich erst tendenziell für ein Ja oder Nein und sechs Prozent noch gar nicht entschieden. Die Meinungsbildung sei erst im Gange, sagt Martina Mousson vom Forschungsinstitut gfs.bern, das die Umfrage durchführte.
Vorlage unter den Tisch gefallen
Der Hauptgrund dafür: «Die Vorlage ist etwas unter den Tisch gefallen.» Die Informationen für diese Vorlage seien noch nicht zur Bevölkerung durchgedrungen: «Sie sind noch nicht bei den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern angekommen.»
Das zeige sich unter anderem daran, dass viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger (noch) in Konflikt mit den offiziellen Abstimmungs-Parolen ihrer Partei sind. Das hänge wohl damit zusammen, dass «der Stimmbürger vielleicht ein bisschen den Faden verloren hatte und gar noch nicht so recht weiss, wer jetzt dafür und wer jetzt dagegen ist».
Parteibasis bewegt sich hin zu offiziellen Parolen
So zeigt die Umfrage, dass Anhängerinnen und Anhänger der linken und Mitte-Parteien für die Vorlage stimmen wollten, die Anhänger der SVP gegen die Vorlage. Damit beabsichtigt die Wählerschaft der Grünen, der SP, der GLP und der SVP mehrheitlich gegen die Parolen der Parteispitze zu stimmen.
Allerdings hat sich seit März eine Anpassung an die Parolen der Parteien ergeben. Der Ja-Anteil bei Grünen und SP ist gesunken, bei der SVP gestiegen. Und das spreche eben dafür, dass die Meinungsbildung noch bei weitem nicht abgeschlossen sei, so Mousson. Es dürften sich damit bis zur Abstimmung am 27. September noch grössere Verschiebungen ergeben, bilanziert das Institut gfs.bern.
Offenes Rennen erwartet
Dass die Meinungsbildung in Bewegung ist, zeigt sich auch bei den Abstimmungsabsichten nach Haushaltseinkommen. «Die tiefsten Einkommensgruppen waren im März noch für das Anliegen, weil es Unterstützung im Budget verspricht.»
Doch diese Unterstützung bricht ein. Im August gilt: Je tiefer das Haushaltseinkommen, desto deutlicher der Nein-Trend. Hier greife das Argument der Gegnerschaft, dass es sich bei den Kinderabzügen um ein «Steuergeschenk für Reiche» handle, sagt Martina Mousson. Mehrheitliche Zustimmung zur Vorlage gibt es noch bei Haushalten mit Einkommen von über 9'000 Franken.
Insgesamt hat die Vorlage noch einen verhaltenen Start in der Meinungsbildung hinter sich. Der Abstimmungskampf werde das Rennen entscheiden – der Ausgang sei offen, bilanzieren die Meinungsforscher die Umfrageergebnisse.