Zug statt Flug. Die aktuelle Klimadiskussion ist an den Schweizer Bahnschaltern angekommen. Beispielsweise beim Bahnhofreisebüro im Stadtzürcher Quartier Wipkingen.
Der private Zwei-Frauen-Betrieb verkauft Zugbillette für ganz Europa. Dieses Jahr deutlich mehr als in den letzten Jahren. Geschäftsführerin Regula Fischer: «Ich bin immer etwas vorsichtig mit den Zahlen, aber es ist sicher eine Steigerung von 20 Prozent oder mehr.»
«Sie wollen nicht mehr fliegen»
Zu den Stammkunden, die schon immer mit der Bahn in die Ferien gereist sind, seien nun neue dazu gekommen. Im Trend liege dieses Jahr England und der Interrail-Pass. Viele Kundinnen und Kunden würden ganz offen sagen, dass sie aus Rücksicht aufs Klima mit der Bahn reisen wollten: «Ihre Teenager möchten mit dem Zug nach Portugal reisen. Sie wollen nicht mehr fliegen.»
Der Nachtverkehr ist ein stark touristischer Verkehr und macht Sinn für die Zukunft.
Ähnlich tönt es bei Railtour Suisse. Der Reiseanbieter macht etwa 70 Prozent des Umsatzes mit Zug- und 30 mit Flugreisen. Geschäftsführer Werner Schindler hat einen Wandel bemerkt: «In den letzten Jahren stiegen die Flugreisen anteilsmässig. In diesem Jahr dreht es sich zugunsten der Zugreisen.»
Die Trendwende zugunsten der Bahn habe mit der wachsenden Nachfrage nach Nachtzügen zu tun. «Die österreichischen Bundesbahnen haben den Nightjet eingeführt, welcher fast überall ausgebucht ist. Der Nachtverkehr ist ein stark touristischer Verkehr und macht Sinn für die Zukunft.»
Trend für Sommerferien unklar
Die SBB hat vor wenigen Wochen angekündigt, dass sie sich überlegt, selbst wieder Nachtzüge zu betreiben. Genaue Zahlen zum Sommerreiseverkehr will die Bundesbahn erst im September veröffentlichen.
Auf Anfrage bestätigt die SBB aber, dass sich die Verkaufszahlen in den letzten Monaten sehr positiv entwickelt haben. Die Bahn spürt also deutlichen Rückenwind. Ob aber weniger geflogen wird in diesen Sommerferien, ist jedoch offen.