Tinder rühmt sich als «beliebteste» und «vielfältigste» Dating- und Kennenlern-App. Man habe für alle etwas zu bieten und entfache «für jeden das Feuer». Auf Sparflamme scheint dagegen der Kundendienst der App zu laufen. So zumindest erlebte es Nutzer Daniel (Name geändert). Tinder sperrte von einem Tag auf den anderen sein Konto. Er habe gegen die Nutzungsbedingungen oder Community-Richtlinien verstossen. Und solche Verstösse nehme man nicht einfach hin.
Wehren zwecklos
Daniel ist sich, wie er sagt, keiner Schuld bewusst und fragt deshalb mehrfach nach beim Tinder-Support. Er möchte wissen, weshalb sein Konto gesperrt wurde. Zurück kommen immer mehr oder weniger gleich lautende Antworten mit dem Hinweis, ein formelles Berufungsverfahren gebe es nicht. Wer gesperrt worden sei, könne sich nicht mehr mit seinem Facebook-Konto oder seiner Telefon-Nummer bei Tinder anmelden.
Für Daniel ist diese Art von Kundenkommunikation unverständlich: «Ich bin kein Engelchen, vielleicht habe ich tatsächlich etwas falsch gemacht», sagt er zum SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». «Aber einfach blockieren, ohne eine Erklärung zu geben, finde ich nicht fair.»
Plötzlich wieder entsperrt
Da Daniel nicht weiterkommt beim Tinder-Support, klopft also «Espresso» bei der Dating-App an. Und siehe da: Kurz nach der Anfrage wird das Konto entsperrt. In einer Mail an Daniel entschuldigt sich Tinder für die Unannehmlichkeiten. Doch eine Erklärung, weshalb sein Konto gesperrt worden war, bleibt das Unternehmen weiterhin schuldig. Auch auf mehrfaches Nachfragen von Daniel gibt es auf diese Frage keine Antwort.
Keine Transparenz, wenn es um Sperrungen geht
Auch «Espresso» beisst beim Dating-Giganten auf Granit: Die deutsche PR-Agentur, die für die Kommunikation von Tinder im deutschsprachigen Raum verantwortlich ist, verweist lediglich auch wieder auf die Nutzungs-Bedingungen und Tinder-Regeln. Mehr könne man dazu nicht sagen – der betroffene Nutzer habe ja alle nötigen Informationen erhalten. Eine Aussage, die aufgrund der E-Mails, die Daniel von Tinder erhalten hat und die «Espresso» vorliegen, schlicht und einfach lächerlich wirkt.
Es mag nachvollziehbare Gründe dafür geben, weshalb Tinder bei Konto-Sperrungen die Betroffenen nur zurückhaltend informiert: Sollte Mitglied A das Mitglied B bei Tinder melden, zum Beispiel, weil Mitglied B schlüpfrige Nachrichten versendet hat, so wäre es für B theoretisch möglich, herauszufinden, dass er oder sie von A gemeldet wurde. Aber dass Nutzer derart im Dunkeln gelassen werden, wie im Fall von Daniel, zeugt von einer fragwürdigen Gleichgültigkeit gegenüber den Mitgliedern – insbesondere, wenn Leute fälschlicherweise gesperrt wurden.