Lüften, lüften, lüften – seit der Corona-Pandemie weiss jedes Kind, wie man die Virenlast in den Schulzimmern möglichst tief hält. Da die Viren über kleinste Tröpfchen, den Aerosolen, übertragen werden, gilt die Regel: Je stickiger die Luft, desto höher fällt auch die Anzahl Viren aus.
Einen Anhaltspunkt dafür, wie verbraucht die Luft in einem Raum ist, liefert der CO2-Wert. Der Dachverband für Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) empfiehlt daher mit Nachdruck, möglichst viele Schulzimmer mit CO2-Messgeräten auszurüsten.
Messgeräte werden geteilt
Diese Empfehlung existiert aber nicht erst seit der Corona-Pandemie. Ist die Luft im Schulzimmer frisch, können sich die Schülerinnen und Schüler auch besser konzentrieren. Darauf macht der LCH schon seit 2017 aufmerksam. Mit der Pandemie hat die Forderung, CO2-Messgeräte in Schulzimmern flächendeckend einzusetzen, aber eine neue Dringlichkeit erhalten.
Doch wie halten es Ostschweizer Schulen mit dieser Empfehlung? Setzen sie CO2-Messgeräte wirklich regelmässig ein? Die Antwort ist: Jein. Und natürlich ist die Situation von Kanton zu Kanton verschieden. Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass sich an Ostschweizer Schulen CO2-Messgeräte bis jetzt nicht durchgesetzt haben.
In Appenzell Ausserrhoden und Glarus wird der Einsatz von CO2-Messgeräten von den Kantonen geregelt. Die Schulen wurden mit Messgeräten ausgerüstet – allerdings hat längst nicht jedes Schulzimmer ein eigenes Gerät. Im Schnitt verfügt jedes Schulhaus über zwei Geräte, die von Zimmer zu Zimmer weitergereicht werden.
Dieses System bewähre sich, sagt Michael Weber, Sekundarlehrer am Schulhaus Dorf in Walzenhausen und Präsident des Ausserrhoder Lehrerverbands. Er lüftet sein Klassenzimmer derzeit mithilfe eines CO2-Messgeräts.
Es ist nicht nötig, dass jedes Schulzimmer ein solches Gerät hat. Nach drei, vier Wochen gebe ich es an den Kollegen weiter, dann bin ich geeicht und weiss, wann ich lüften muss.
In Appenzell Innerrhoden hingegen halten die Lehrerinnen und Lehrer nichts von CO2-Messgeräten. Dies hat eine Umfrage ergeben, die der kantonale Lehrerverband kürzlich unter der Lehrerschaft durchgeführt hat. Einige würden es allenfalls einmal ausprobieren wollen, sagt Präsidentin Yvonne Blattner, aber mehr nicht.
Eigeninitiative in St. Gallen und im Thurgau
Um einiges unübersichtlicher ist die Lage in den Kantonen St. Gallen und Thurgau. Dort liegt es an den Lehrerinnen und Lehrern oder allenfalls den Schulgemeinden, sich mit dem Thema CO2-Messgeräte zu befassen. Einen Überblick, wie viele solcher Messgeräte wo im Einsatz sind, haben die kantonalen Lehrerverbände nicht. Im Kanton Thurgau haben einige Lehrerinnen und Lehrer solche Geräte allerdings schon im letzten Winter angeschafft. «Es gibt Schulgemeinden, die sehr viel für die Luftqualität in den Klassenzimmern machen, und dann gibt es andere, die weniger bewusst und sensibel reagieren», sagt Anne Varenne, Präsidentin des Thurgauer Lehrerverbands.
Ein zirkulierendes Gerät ist besser als gar keines.
Auch wenn in der Ostschweiz längst nicht jedes Schulzimmer ein eigenes CO2-Messgerät hat: Für Dagmar Rösler, Präsidentin des LCH, sind auch einige wenige Geräte, die in den Schulhäusern zirkulieren, ein Schritt in die richtige Richtung. Sie ist sich sicher: «Ein zirkulierendes Gerät ist besser als gar keines.»