Bundesrat Alain Berset zeigte sich am Sonntagabend vor den Medien in Bern zufrieden mit dem Resultat der Massentierhaltungs-Initiative. Eine deutliche Mehrheit der Stimmenden habe damit zum Ausdruck gebracht, dass «die Würde der Tiere in unserem Land durch die Gesetzgebung respektiert wird». Das Tierwohl sei dem Bundesrat wichtig. Er strebe auch künftig schrittweise weitere Verbesserungen in diesem Bereich an.
In einer gemeinsamen Runde äusserten sich Parteipräsidentinnen und -präsidenten zur Initiative: «Die Tiere sind gut geschützt. Und das ist wichtig. Aber wir müssen nicht immer neue Hürden für die Landwirtschaft und die Bauern schaffen», sagt SVP-Parteipräsident Marco Chiesa (TI).
Mitte-Präsident Gerhard Pfister (ZG) spricht von einem Vertrauensbeweis in die Qualität und die gute Arbeit der Landwirtschaft: «Die Landwirte geniessen ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung.»
Die Landwirte geniessen ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung.
SP-Präsidentin Mattea Meyer (ZH) akzeptiert das Nein, auch wenn sie es bedauert. «Es ist für alle klar, dass Massentierhaltung für die Landwirtschaft der Zukunft keine Perspektive sein kann.»
FDP-Präsident Thierry Burkart (AG) sagt, dass das Tierwohl in der Schweiz allen wichtig sei. Er betont aber, dass wohl alle Menschen in der Schweiz landwirtschaftliche Produkte aus dem Inland kaufen wollen würden. «Das können wir nur, wenn die Bäuerinnen und Bauern die Rahmenbedingungen haben, um das erfüllen zu können», so Burkart.
Gegner: «Guter Tag für die Landwirtschaft»
Für Präsident Schweizer Bauernverband Markus Ritter besteht der Wert der Debatte um die Massentierhaltungs-Initiative darin, dass diskutiert wurde, welche Möglichkeiten die Konsumentinnen und Konsumenten haben.
«Für uns ist es wichtig, dass die Konsumenten und Konsumentinnen an der Ladentheke sich für ein Produkt entscheiden, dass hohe Standards erfüllt und bereit sind, dafür ein paar Franken mehr zu zahlen», so Ritter. Das bringe den Bäuerinnen und Bauern am meisten.
Heute ist ein guter Tag für die Landwirtschaft
«Heute ist ein guter Tag für die Landwirtschaft, aber auch für die Bevölkerung und für die Ernährungssicherheit im Land», sagt Albert Rösti (SVP/BE) gegenüber Keystone-sda.
Schon 2018 lehnte die Stimmbevölkerung zuerst die Hornkuh-Initiative, dann drei Jahre später auch die Trinkwasser- und die Pestizid-Initiative ab. Ob eine Initiative gegen den Bauernverband denn nie eine Chance habe, fragt die Journalistin. «Richtigerweise haben sie keine Chance», antwortet Rösti. Es seien alles Extreminitiativen gewesen, die die Produktion und die Versorgungssicherheit infrage gestellt hätten.
Befürworter: Konsumenten in der Pflicht
Nationalrätin Gabriela Suter (SP/AG), glaubt, dass die Leute Angst hatten, die Teuerung und die Inflation steige an. «Es wurde Angst vor Preissteigerungen gemacht, so Suter.
Die Organisation Bio Suisse sieht nach dem Nein die Konsumentinnen und Konsumenten in der Pflicht. Ihnen bleibe nun die Wahl beim Einkaufen. Biobäuerinnen und -bauern in der Schweiz zeigten jeden Tag, dass höhere Standards als jene, die das Tierschutzgesetz vorschreibe, möglich seien, teilt Bio Suisse mit.
Felix Wettstein (Grüne/SO) ist Befürworter der Initiative und gehört zu den Verlierern des Tages. «Es scheint tatsächlich so, dass wir die Mehrheit nicht überzeugen konnten», so der Nationalrat. Es seien im Abstimmungskampf schöne Bilder gemalt worden von glücklichen Schweinen und Hühnern.