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«Sportpille»: Kann ein Medikament Bewegung ersetzen?
Aus SRF 4 News aktuell vom 11.11.2024. Bild: imago images/Zoonar/Nailia Schwarz (Symbolbild)
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Nachahmung von Aktivität Kann eine Pille schon bald Sport ersetzen?

Pille schlucken, anstatt Sport zu machen? Forschende in Dänemark haben eine Substanz entwickelt, die Stoffwechselreaktionen bei körperlicher Anstrengung nachahmt. Das schreiben sie in einer aktuellen Studie. Sportmediziner Arno Schmidt-Trucksäss erklärt, wie die Pille wirkt und wem sie tatsächlich zugutekommen könnte.

Arno Schmidt-Trucksäss

Sportmediziner

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Schmidt-Trucksäss ist Professor für Sportmedizin an der Universität Basel.

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SRF News: Wie kann eine Pille die Effekte von Sport simulieren?

Arno Schmidt-Trucksäss: Die Pille simuliert nicht die körperliche Leistung. Sondern sie hat Inhalte, die auch bei körperlicher Aktivität oder beim Fasten entstehen. Insofern simuliert sie nur einen ganz kleinen Teil dessen, was bei körperlicher Aktivität im Körper passiert.

Was bringt es Menschen, die Pille einzunehmen?

Das muss noch gezeigt werden. Aber Tierversuche und auch Versuche an Menschen zeigen, dass die beiden Substanzen Milchsäure und Ketonkörper bestimmte Effekte auf Organe im Körper haben. Sie können etwa den Kreislauf stimulieren oder sie haben einen Einfluss auf die Regulation des Hungers sowie schützende Effekte auf die Gehirnsubstanz.

Es dauert oft Jahre, bis eine Substanz als Medikament eingesetzt werden kann.

Es wäre positiv, wenn diese Effekte nicht nur in Extremsituationen wie bei einem Herz-Kreislauf-Schock eintreten würden. Und es wäre auch sehr positiv, wenn dadurch körperliche Aktivität ersetzt werden könnte. Nur hat eben körperliche Aktivität viel mehr als nur die Wirkung dieser beiden Substanzen.

Gibt es auch mögliche Nebenwirkungen dieser Pille?

Im Tierversuch hat sich laut der Publikation gezeigt, dass Mäuse bei einer zu hohen Dosierung leiden und sich zusammenkrümmen. Das muss in klinischen Studien genau getestet werden. Sowieso dauert es oft Jahre, bis eine Substanz als Medikament eingesetzt werden kann. Von der Entdeckung eines Moleküls bis hin zum klinischen Einsatz vergehen typischerweise sechs bis acht Jahre.

Person joggt mit Hund auf dem Trottoir.
Legende: Ein echter Ersatz für Sport ist die Pille nicht – denn Bewegung löst laut Sportmediziner Schmidt-Trucksäss viele weitere Wirkungen im Körper aus. Keystone/CHRISTIAN BEUTLER

Wem könnte eine solche Pille helfen?

Sie könnte Menschen zugutekommen, die Mühe haben, sich zu bewegen. Sie könnte bei der kontrollierten Nahrungsaufnahme unterstützen. Aber sie kann nach meiner Überzeugung auf keinen Fall den Sport an sich ersetzen, denn da sind so viel mehr an Wirkungen da.

Wir sollten die Menschen generell zu mehr Bewegung statt zur Einnahme einer Pille motivieren.

Wenn man die Milchsäure isst, aber nicht produziert, dann verbessert sich auch nicht signifikant die Herz-Kreislauf-Leistung. Und diese stellt ja einen grossen Schutzfaktor gegen die Entwicklung von chronischen Erkrankungen dar und sie ist auch ein Faktor der Langlebigkeit. Die Pille könnte dabei unterstützen, diese Hürde zu mehr Bewegung zu überwinden. Aber auf keinen Fall kann die Bewegung ersetzt werden.

Für wie vielversprechend halten Sie die neue Pille?

Sie ist spannend und verdient weitere Untersuchungen. Die Untersuchung der komplexen Wirkung von Milchsäure und Ketonkörpern ist wertvoll. Man sollte aber auch untersuchen, wie sich die Pille in Kombination mit körperlicher Aktivität verhält. Wo liegt der Unterschied zwischen körperlicher Aktivität und dieser Pille? Als Sportmediziner bin ich jedoch der Ansicht, dass wir die Menschen generell zu mehr Bewegung statt zur Einnahme einer Pille motivieren sollten.

Das Gespräch führte Sandra Witmer.

SRF 4 News, 11.11.2024, 06:19 Uhr ; 

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