Für viele Fans der Queen wäre ein persönliches Treffen mit dem britischen Staatsoberhaupt wohl der Höhepunkt des Lebens. Markus Leitner hatte diese Ehre bereits einmal. Er ist seit zehn Monaten Schweizer Botschafter in Grossbritannien. Anlässlich des 70-jährigen Thronjubiläums von Königin Elisabeth II. hat ihn G&G-Moderatorin Nicole Berchtold in der Schweizer Botschaft in London getroffen.
G&G: Herr Leitner, wie beurteilen Sie die Beziehungen zwischen der Schweiz und Grossbritannien?
Markus Leitner: Wir haben hervorragende Beziehungen. Ich denke, vor allem im Moment gibt es aufseiten Grossbritanniens ein sehr grosses Interesse, diese Beziehungen zu vertiefen: im Handels-, Finanz- und Wissenschaftsbereich. Wir haben also eine gute Zeit mit vielen gegenseitigen Besuchen. Das ist eine klare Intensivierung unserer Beziehungen.
Erst im April empfing die Königin unseren Bundespräsidenten, Ignazio Cassis, persönlich. Wie bewerten Sie dieses Treffen aus Schweizer Sicht?
Es ist ein Ausdruck der Wertschätzung und des Respekts, die man gegenüber der Schweiz hat. Es ist tatsächlich so: Die Audienzen sind unterdessen selten geworden. Es war indes eine Audienz, die länger dauerte als geplant. Ich glaube, es war letztlich auch eine Wertschätzung gegenüber dem Bundespräsidenten selbst. Offensichtlich haben sie sich sehr gut verstanden. Wir sahen das als sehr positives Zeichen.
Sie selbst haben die Königin ebenfalls getroffen. Wie lief Ihr persönlicher Austausch mit ihr?
Das war natürlich etwas sehr Zeremonielles: Es war die Übergabe des Beglaubigungsschreibens, womit ich als Botschafter ausgewiesen werde – eigentlich der Start meiner Tätigkeit hier. Es war allerdings kein physischer Austausch, sondern ein virtueller. Ich war sozusagen in zwei Palästen gleichzeitig: Physisch war ich im Buckingham-Palast, virtuell im Schloss Windsor. Der Austausch war sehr beeindruckend. Zusammen mit meiner Frau habe ich mich 15 Minuten mit der Königin ausgetauscht. Es war ein ganz spezielles Erlebnis.
Und spricht man dann übers Tagesgeschäft oder ist am Anfang auch ein bisschen Smalltalk dabei?
Die Königin war extrem gut vorbereitet auf das Gespräch. Sie ist sowohl über die Beziehungen der beiden Länder als auch über uns sehr gut informiert; sie kannte beispielsweise unsere Lebensläufe. Sie probiert, dass sich all ihre Gäste wohl fühlen. Sie stellt sehr genaue Fragen und es herrscht eine angenehme Atmosphäre. Die Königin ist eine Frau, die das Gespräch jederzeit im Griff hat und es dann auch beendet. Obwohl man das Gefühl hat, die Königin sei nun eine ältere Frau: Sie ist eine Person, die nach wie vor Entscheidungen trifft, sehr klar im Kopf ist und alles im Griff behält.
Grossbritannien ist nach Brexit und Corona gewissermassen im Wandel. Sind diese Festlichkeiten in gewisser Weise Balsam für die Seele des Volkes?
Wir feiern ja die Königin, die seit 70 Jahren auf dem Thron sitzt, sehr diszipliniert und eigentlich die Stetigkeit in Person ist. Natürlich zollt man ihr Respekt, gleichzeitig bietet dieser Anlass die Möglichkeit, eine Party zu feiern: Es sind nun vier Tage frei, die Pubs sind offen bis 1 Uhr früh. Und eine gute Party sollte keinem Briten verwehrt bleiben.
Das Gespräch führte Nicole Berchtold.