Wettbetrug im Schweizer Sport war vor rund zehn Jahren ein grosses Thema, heute ist es etwas ruhiger geworden. Die Massnahmen der Verbände und Clubs scheinen sich zu bewähren. Klar ist: Korrekte Sportwetten will man sicher nicht verbieten. Sie gehören zum Sport und gerade in der Schweiz leben viele kleine Clubs von der Unterstützung der Sporttoto Gesellschaft.
Verdachtsfall hat sich nicht bestätigt
Noch ist der aktuellste Fall nicht definitiv abgeschlossen. Es geht dabei um ein Cupspiel von vor drei Wochen bei dem ein Überwachungssystem Alarm schlug, weil ungewöhnlich hohe Summen auf den Sieg einer Mannschaft gewettet worden waren.
Marco Von Ah, Medienchef des Schweizerischen Fussballverbandes, rechnet nicht damit, dass die noch ausstehenden Untersuchungen den Manipulationsverdacht bestätigen werden. «Wir haben mit dem Schiedsrichter und dem Schiedsrichterinspizienten gesprochen.» Dabei sei man zum Schluss gekommen, dass es sich um eine Spielentwicklung gehandelt habe, «die im Fussball halt vorkommen kann».
Alarmsysteme scheinen zu funktionieren
Die Erkenntnis aus dem Fall ist, dass die Alarmsysteme offenbar arbeiten und bei Verdacht auch anschlagen. Wichtig ist zudem, dass der Fussballverband dieses Problem weiterhin mit einem Präventionskonzept bekämpft. Dabei werden die Sportler auf die Machenschaften und Vorgehensweisen der Wettbetrüger sensibilisiert.
Bei Betrugsversuchen würden Spieler beispielsweise von den Betrügern kontaktiert und gefragt, ob sie an einem gewissen Resultat interessiert seien. In einem konkreten solchen Fall hätten die betreffenden Spieler aus dem Tessin den Verband umgehend kontaktiert. «Das Thema war dann schnell vom Tisch», so von Ah.
Auch die Sportclubs sind gefordert
Ähnlich dem Fussballverband betreiben auch die anderen grossen Sportverbände solche Konzepte. Ausserdem gibt es Sportvereine, die versuchen, die Einflussnahme von aussen auf das Spiel zu verhindern. Zu diesen gehört der Eishockeyclub Rapperswil Jona Lakers. Ihr Medienchef René Schmid hat deshalb Mitarbeitern von Wettanbietern den Zutritt auf die Medientribüne verwehrt.
Diese Reporter sitzen oft wie Journalisten auf den Tribünen und übermitteln möglichst viele Livedaten. Diese werden dann für die Wetten benutzt. Dabei handelt es sich um Daten wie Tore, Strafen oder andere Vorkommnisse während des Spiels.
Schmid will die Datensammler nicht mehr im Stadion sehen. So will er Distanz zu den Wettanbietern signalisieren. Und er verhindert damit auch, dass die Reporter einen Wettbetrug von der Tribüne aus orchestrieren könnten. «Es ist wichtig, dass die Sportclubs möglichst unabhängig von Wettanbietern sind – damit die Integrität des Sports möglichst erhalten bleibt», ist der Rapperswiler überzeugt.
Sportvereine sollten seiner Ansicht nicht von Wettanbietern gesponsert werden, oder wie in diesem Fall, die Infrastruktur der Clubs nutzen. Er verbannt die Datensammler auch deshalb aus seinem Stadion, weil nicht immer klar ist, für wen sie arbeiten. «Ich habe keine Ahnung, wie und wem diese Daten weiterverkauft werden und was die damit machen.»
Was geschieht mit den Daten aus dem Stadion
Denn grundsätzlich kann damit alles gemacht werden: Wettanbieter können sie für die Live-Wetten nutzen, aber auch Wetter könnten sich diese Daten zu nutze machen und davon profitieren. Die Daten könnten also in dubiose Kanäle abfliessen.
Deshalb sind diese Livedaten-Sammler in anderen Ländern bereits aus den Stadien verbannt. Noch gibt es in der Schweiz kein ähnliches Gesetz. Doch immerhin ist eine Diskussion darüber angelaufen, wer solche Daten im Stadion sammeln und nutzen darf.