Einen ganzen Sommer lang überfliegen Bomber der USA immer wieder die Schweiz. Und die Schweizer Regierung unternimmt nichts dagegen. Im Gegenteil: Sie hat den Amerikanern die Überflugbewilligung erteilt.
Bedroht fühlt sich die Schweiz nicht, denn in den Kampfflugzeugen wurden die Waffen entfernt und durch nagelneue Fotoapparate ersetzt. Bei den Flügen entstehen tausende einzigartige Luftbilder der Schweiz.
Luftkarte von Nachkriegs-Europa
Das alles geschah 1946, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Heute, 73 Jahre später, stellt das Bundesamt für Landestopografie (Swisstopo) diese historischen Bilder allen Interessierten online zur Verfügung.
Das Orthofoto-Mosaik unter dem Namen SWISSIMAGE HIST 1946, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen zeigt das Bild einer längst verschwundenen Schweizer Landschaft und erlaubt den Vergleich mit Luftbildern aus der jüngeren Vergangenheit.
Entstanden sind die Luftaufnahmen, weil Amerikaner und Engländer das Ziel hatten, eine Luftkarte von ganz Nachkriegseuropa zu erstellen. Dazu wurden aus 66 B-17-Bombern die Waffen entfernt und durch jeweils zwei Fotoapparate pro Flugzeug ersetzt.
Fotofilme statt Glasplatten
Die Schweiz erlaubte die Flüge unter anderem auch deshalb, weil die Fototechnik der Amerikaner viel moderner war und der Schweiz Kopien der Aufnahmen zugesichert wurden. Die Bilder entstanden auf Fotofilmen im Format 23x23 Zentimeter, während die Schweizer Landestopografie noch mit fotografischen Glasplatten arbeitete.
Im Rahmen der Operation «Casey Jones», benannt nach dem US-Luftfahrtpionier, fanden vom 19. Mai bis zum 24. September 1946 insgesamt 64 Flüge in einer Höhe von 6000 bis 8000 Metern über Schweizer Gebiet statt. Dabei entstanden rund 4200 Fotos. Bis heute ist eine solch intensive Befliegung innerhalb eines einzigen Jahres einmalig.
Bis 2015 wurden die Fotos komplett restauriert und digital aufbereitet. Sie zeigen eine Schweiz, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg stark von der Landwirtschaft geprägt war. Es gab keine Autobahnen, dafür viele Äcker und Felder mit Obstbäumen.