Wenn sich Sascha Müller und seine Kollegen zum Drohnen-Fliegen treffen, dann sind sie schwer bepackt, als ginge es auf eine Bergwanderung. Aber in den Rucksäcken steckt kein Proviant, sondern Akkus, Fernsteuerung und Renn-Drohnen. Nicht eine, sondern drei oder vier Stück. Denn Sascha Müller weiss, etwas geht immer kaputt: «Der Crash ist unvermeidbar. Denn die Dinger sind so flink, da mag das Gehirn manchmal nicht mithalten.»
Wenn die Drohne mit 80 bis 100 Stundenkilometer unterwegs ist, überträgt sie das, was sie «sieht» per Funk an die «Goggles». Die Brille, die jeder Pilot trägt, um das Rennen aus der Drohnenperspektive zu erleben.
Flug durch die Häuserkampf-Anlage
Mit Fahnen und umfunktionierten Hockey-Toren stecken sich die Piloten einen Kurs aus. Auch Bäume, Steine und Betonmauern sind willkommene Hindernisse.
Geflogen wird in Nuglar-St. Pantaleon (SO) auf einem Trainingsgelände der Schweizer Armee. Die vielen E-Mails und Telefone mit den zuständigen Behörden hätten sich gelohnt, da sind sich die Drohnenpiloten einig. «Wenn wir mehr Plätze haben, gehen wir nicht immer den gleichen Leuten auf die Nerven.»
Wer im Netz nach Videos von Racing-Drohnen sucht, findet Aufnahmen von spektakulären Orten: auf Baustellen, in den Schweizer Alpen, in Tunnels, Garagen – immer möglichst knapp am Hindernis vorbei. Massstäbe setzt in dieser Hinsicht zum Beispiel «Rotor Riot». Die Videos dieses Youtube-Kanals seien so etwas das «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» für Drohnenpiloten, sagt Sascha Müller.
Bundesamt sieht keine Probleme
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) verfolgt die Entwicklung der Renn-Szene in der Schweiz. Für Drohnen-Rennen gewährt es seit September 2017 sogar ein erleichtertes Bewilligungsverfahren. «Bei diesen Rennen geht es vor allem darum, dass Unbeteiligte am Boden nicht gefährdet werden», sagt Bazl-Mediensprecher Urs Holderegger, «die Gefahren für das Luftfahrtsystem sind praktisch nicht existent».
Diesbezüglich ortet das Bazl die Probleme eher bei den klassischen Drohnen. Deren Piloten, auf der Suche nach möglichst spektakulären Bildern, schlagen alle Verbote und Vorsichtsmassnahmen in den Wind. So hat beispielsweise ein Drohnenpilot aus Israel vorsätzlich eine GPS-Sperre in seiner Drohne deaktiviert, um in der Anflugschneise des Inlandflughafens von Tel Aviv zu fliegen. Die israelische Polizei verhaftete den 22-Jährigen.
Sascha Müller und seine Kollegen aus dem Verein FPV Racer wollen nicht mit solchen schwarzen Schafen im gleichen Topf landen. Ein Grund mehr, sich um Plätze zu kümmern, auf denen sie fliegen können. So wie auf dem Militärgelände im Kanton Basel-Landschaft. Nur so können sich Drohnen-Rennen auch in der Schweiz als Sport weiterentwickeln. Vom Potential ist Sascha Müller überzeugt: «Die Verschmelzung von Realität und Computerspiel ist einmalig. Ausserdem komme ich so an Orte, an denen noch keiner zuvor war.»