Die Schweiz wartet auf eine Hitzewelle: Diese Woche soll es bis zu 38 Grad heiss werden. Einige Meteorologen erwarten sogar Juni-Rekordtemperaturen, das Bundesamt für Meteorologie hat für den grössten Teil des Landes eine Hitzewarnung der zweithöchsten Stufe 3 herausgegeben, für Basel und das Oberwallis gar eine der höchsten Stufe 4.
Einer, der trotz allem nicht von einer historischen Wetterlage sprechen mag, ist Felix Blumer, Meteorologe von SRF Meteo.
SRF News: Was bedeutet die Hitzewarnung der Stufe 3, welche die Behörden herausgegeben haben?
Felix Blumer: Das heisst zunächst einmal, dass in den nächsten Tagen grosse Hitze auf uns zukommt. Allerdings gibt es in verschiedenen Ländern unterschiedliche Hitze-Definitionen, denn eine Rolle spielt dabei auch die Luftfeuchtigkeit. Grundsätzlich sollte man die kommende Hitze aber ernst nehmen, genügend trinken und versuchen, kühlere Orte aufzusuchen.
Hierzulande spricht man von einer Hitzewelle, wenn es fünf Tage in Folge über 30 Grad heiss wird. Jetzt rechnen die Meteorologen mit Temperaturen von bis zu 38 Grad. Wie aussergewöhnlich ist das?
Hitzewellen sind aus den 20er- und 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts dokumentiert, danach wurden sie immer häufiger. Tatsächlich sind die erwarteten 38 Grad das oberste, was man hierzulande bislang im Juni erlebt hat. Der höchste je gemessene Juni-Wert in der Schweiz liegt bei 38.4 Grad, gemessen 1947.
Vielleicht wird die Hitzewelle historisch – abgerechnet wird aber erst Ende Woche.
Dann kann man nicht von einer historischen Hitzewelle sprechen?
Abgerechnet wird erst Ende Woche. Vielleicht wird sie historisch. Es gibt aber auch einige Faktoren, die dagegen sprechen.
Welches sind die konkreten Gründe für die jetzt zu erwartende Hitzewelle?
Über Skandinavien befindet sich ein Hochdruckgebiet, das für trockene Luft und Sonnenschein sorgt. Gleichzeitig wird in der Höhe von Süden her sehr heisse Luft aus der Sahara nach Westeuropa geschaufelt – angetrieben von einem Tiefdruckgebiet vor der portugiesischen Küste, das dort vorerst hartnäckig liegen bleibt. Deshalb bleibt auch die Südströmung heisser Luft über mehrere Tage bestehen.
Wie speziell ist diese Wetterlage?
Eine solche Wetterlage kommt zwar nicht jedes Jahr vor, aber sie ist keineswegs absolut einmalig.
Inwiefern passt die Hitzewelle zum Trend des Klimawandels?
Sie passt absolut dazu. Wir gehen davon aus, dass wir künftig mit mehr und längeren Hitzeperioden im Sommer rechnen müssen. So wird früher oder später auch auf der Alpennordseite die 40-Grad-Marke geknackt werden – wohl nicht jetzt im Juni und vielleicht nicht dieses Jahr. Aber in einem der kommenden Jahre dürften die 40 Grad Realität werden.
Wir erwarten eine trockene Hitze. Erst gegen Ende Woche könnte es zu Tropennächten kommen.
Wir müssen also vermehrt mit Hitzewellen und Tropennächten rechnen?
Genau. Die Zahl der Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt, hat in den letzten Jahren zugenommen. Doch gerade was die Tropennächte betrifft, ist die aktuelle Hitzewelle eher eine Ausnahme. In den nächsten Tagen erwartet uns eine trockene Hitze – ähnlich, wie das im letzten Sommer der Fall war. Erst gegen Ende Woche wird die Luft feuchter, es wird schwülwarm. Dann könnten Gewitter und Tropennächte hinzukommen.
Das Gespräch führte Romana Costa.