Drei Viertel aller Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft stammen aus der Rindviehhaltung. Mit Blick auf das Klima sind die Branchenorganisationen Milch und Proviande jetzt von sich aus aktiv geworden und stellen Lösungen vor, wie das Aufstossen und Luft lassen der Nutztiere reduziert werden könnte.
«Wir sind uns bewusst, dass eine Reduktion des Methan-Ausstosses nicht einfach ist. Wir fühlen wir uns als Vertreter des Milch- und Rindfleischsektors aber in der Verantwortung, möglichst viel gegen die Ursachen zu tun», erklärte Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch.
Wir fühlen uns als Vertreter des Milch- und Rindfleischsektors in der Verantwortung, möglichst viel gegen die Ursachen zu tun
Für eine effiziente Treibhausgas-Reduktion stellen die Branchen mehrere Ansätze zur Diskussion: Das sind zum einen Zusätze für das Viehfutter wie Leinsamen oder auch synthetische Produkte, damit sich im Magen weniger Methan bildet. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Milchkühe länger leben zu lassen, damit deren unproduktive Jugendzeit weniger ins Gewicht fällt. Dazu kommt die Versäuerung von Mist und Gülle oder die Nutzung des Hofdüngers in Biogasanlagen, sodass das Methan verbrannt und Strom produziert werden kann.
Massive Investitionen nötig
Ob die Konsumentinnen und Konsumenten es aber akzeptieren würden, wenn die Kühe mit künstlichen Zusatzstoffen gefüttert würden, sei fraglich, schätzt SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg mit Blick auf die kürzliche Pestizid-Diskussion. Die biologische Variante mit Leinsamen wiederum sei wohl schlicht zu teuer, beim Tagesbedarf von etwa einem halben Kilo pro Kuh und Tag.
Könnten alle aufgelisteten Massnahmen umgesetzt werden, würde laut Branche der Treibhausgasausstoss aus der Rindviehhaltung um ein gutes Drittel sinken. Die Umsetzung aller Massnahmen mit flächendeckenden Versäuerungs- oder Biogasanlagen wäre allerdings sehr teuer, merkt von Burg an. Heute sei das nur bei sehr grossen Landwirtschaftsbetrieben machbar.
Kleinere Tierbestände als Alternative?
Die Branchenvertreter machten bisher noch keine konkreten Vorschläge und wollen die Optionen zuerst in den eigenen Reihen diskutieren. Sie gehen aber davon aus, dass der Bund früher oder später in diesem Bereich Massnahmen ergreift. Eines ist aber schon heute klar: Die Anzahl der Kühe zu reduzieren, ist für sie keine Alternative.
Die Rindviehhaltung mache durchaus Sinn, könnten nämlich die vielen Wiesen und Weiden in den Hügeln und Voralpen nur durch Beweidung sinnvoll genutzt werden, erklärt von Burg.
Was will der Konsum?
Würde die Schweiz nur noch so viele Kühe halten, wie die bestehenden Wiesen und Weiden hergeben, würde laut von Burg das Angebot von Milch und Fleisch etwa um die Hälfte reduziert. Das hiesse dann auch keine Soja-Importe aus Brasilien mehr. Und statt Mais als Kraftfutter für Tiere würde auf den Äckern Getreide und andere Lebensmittel direkt für die Menschen wachsen. Das wäre laut von Burg zwar sehr klimafreundlich, auch mit Blick auf den Methangas-Ausstoss. Das würde aber eine deutliche Umstellung der Ernährungsgewohnheiten bedingen.
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