Klimaneutral werden, das sei kein Ding der Unmöglichkeit, sagt Knut Schmidtke vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl). «Den Hauptpunkt, den wir dabei sehen müssen, ist – insbesondere in der Schweiz – die Tierhaltung mit Rindern.» Die Milch- und Fleischerzeugung mache den grössten Bereich aus. «Das heisst, wir müssen bei der Tierhaltung ansetzen, um Klimaneutralität erreichen zu können.»
So spiele es eine Rolle, was man den Rindern füttere, damit sie bei der Verdauung weniger Methan ausstossen, so Schmidtke. «Also zum Beispiel durch Beifütterung von Leinsaat oder Hornklee. In der Fütterung können wir die Emission von Methan, die einen biologischen Ursprung hat und aus der Verdauung kommt, um 10 bis 15 Prozent reduzieren.»
Kühe sieben statt nur drei Jahre nutzen
Ein weiterer Ansatz sei, Nutztiere länger zu halten, sagt Schmidtke.«Die Kühe also nicht nur drei, vier Jahre für die Milcherzeugung nutzen, sondern möglichst sieben Jahre. Das würde auch schon eine deutliche Entlastung bringen.» Denn so müsse man weniger Kälber aufziehen, um dieselbe Menge Milch zu produzieren. Allein durch die Reduktion von CO2 könne die Schweizer Biolandwirtschaft aber nicht klimaneutral werden.
Deshalb müsse auch CO2 kompensiert werden, sagt Schmidtke. «Zum Beispiel, in dem wir Gehölze mit in die Landschaft integrieren, die Kohlenstoff aus der Atmosphäre über die Photosynthese binden und wir damit das Klima entlasten.» Das seien sicher alles sinnvolle Massnahmen, sagt Eva Wyss, Verantwortliche für Landwirtschaft bei der Umweltschutzorganisation WWF. Allerdings seien es auch die einfachsten, weil man sich politisch einig sei, dass sie umsetzbar sind.
Ackerbau auf Ackern, Grasen auf Wiesen
Schwieriger sei die Umstellung von ganzen Ernährungssystemen. Wyss erklärt: «Dieser systemische Umbruch geht ja seitens des WWF dahingehend, dass eigentlich die Ackerfläche vorwiegend für die direkte menschliche Ernährung genutzt wird und nicht in diesem Ausmass wie heute für die Futtermittelproduktion.» Also statt Futtermittel auf den Ackern zu produzieren, sollten die Tiere vom Grasland ernährt werden.
Wenn die Biobetriebe wissen, dass sie gute Möglichkeiten haben, und dass das auch finanzierbar und tragbar ist für sie, dann bin ich überzeugt, dass sie da mitziehen werden.
Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse, will nun die Bäuerinnen und Bauern zu einem Umdenken bewegen. In der Branche ist ein grosser Wille zu Veränderung spürbar, sagt er. «Wenn die Biobetriebe wissen, dass sie gute Möglichkeiten haben, und dass das auch finanzierbar und tragbar ist für sie, dann bin ich überzeugt, dass sie da mitziehen werden.»
Darum warte man nun gespannt auf die weiteren Ergebnisse der Studie. Die Aufgabe von Bio Suisse ist es, in der Zwischenzeit allfällige Ängste der Bäuerinnen und Bauern vor zu hohen Umstellungskosten abzubauen.