60 Leichen wurden in einem stillgelegten Krematorium in Mexiko entdeckt – jetzt wird gegen den Eigentümer wegen Störung der Totenruhe und wegen Verstössen gegen das Bestattungsrecht sowie gegen Gesundheitsvorschriften ermittelt.
Das erklärte der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Guerrero, Miguel Ángel Godínez Muñoz, auf einer Medienkonferenz. Es könne ausserdem ein Betrug an den Angehörigen der Toten begangen worden sein, falls diese für nicht stattgefundene Einäscherungen bezahlt hätten.
Nachbarn beschwerten sich über Gestank
Nachbarn hatten sich über beissenden Gestank in dem östlichen Vorort der Hafenstadt Acapulco beschwert. Sicherheitskräfte entdeckten daraufhin die Toten. Alle Leichen seien mit Kalk bedeckt gewesen, berichtete die Zeitung «El Sur de Acapulco».
Das «Krematorium des Pazifiks» soll seit Juni 2014 ausser Betrieb gewesen sein. Doch auch mehrere Monate später hätten Nachbarn weiterhin die Ankunft von Leichenwagen beobachtet, berichtete die Zeitung «Milenio».
Sand in den Urnen
Der Gouverneur von Guerrero, Rogelio Ortega Martínez, erklärte, die Angehörigen seien betrogen worden und hätten anstatt der Überreste der Verstorbenen Sand oder Asche unbekannten Ursprungs erhalten. Nach Medienberichte zahlten die Angehörigen je 12'000 Pesos (etwa 700 Franken) für die Einäscherung eines Toten.
Die Staatsanwaltschaft verlangt von den Bestattungsunternehmen der Region jetzt Unterlagen zu allen Leichen, die seit 2013 in das Krematorium geschickt wurden.
Eine Verbindung der Todesfälle zum organisierten Verbrechen sei bislang nicht festgestellt worden, sagte der Staatsanwalt. Allerdings ist Guerrero auch einer der gefährlichsten Bundesstaaten Mexikos. Mehrere kriminelle Organisationen ringen dort um die Vorherrschaft.
Der Badeort Acapulco ist mit 104 Morden je 100'000 Einwohnern die drittgefährlichste Stadt der Welt. Die Region rückte zuletzt wegen eines mutmasslichen Massakers an Dutzenden Studenten international in den Fokus.