Das Museum «Enter» in Solothurn verfügt über eine der grössten Sammlungen der Schweiz an Geräten der Unterhaltungselektronik, Kommunikation und Computer. Es platzt aus allen Nähten und begann deshalb mit einem Neubau, der mit über 5'000 Quadratmetern das Platzproblem lösen soll. Eröffnet wird das neue Museum im Herbst 2023.
Bereits umgezogen ist das riesige Lager des Museums, das Objekte aufbewahrt, die nicht im Museum zu sehen sind. 800 Paletten wurden in kurzer Zeit an den neuen Standort in Derendingen verschoben: Radios, Plattenspieler, Tonbandgeräte und HiFi-Anlagen, Fernseher aber auch Studioausrüstung wie Kameras und Mischpulte; Rechenmaschinen und Computer aus verschiedenen Jahrzehnten liegen nun in den Hochregallagern.
Rundgang durch das Lager des Museums Enter
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Bild 1 von 21. Lagerhall. Kein Museum sondern ein Lager. Auf 2'000 Quadratmetern liegen Geräte aus mehr als hundert Jahren. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 21. Mechanische Rechenmaschinen. Zum Rechnen braucht es die Physik. Bis in die 70er nutzte man zum Addieren und Subtrahieren Zahnräder. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 21. Legendärer Computer. Digital Equipment gehörte zu den Pionieren in den 60er Jahren. Auf dem Nachfolgegerät PDP 11 wurde das erste moderne Betriebssystem entwickelt, dessen Ideen heute noch zum Beispiel im iOs- und im Android Betriebssystem stecken. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 21. Die ersten Macs. Für einen Mac mit 9 Zoll Bildschirm ohne Graustufen bezahlte man 1990 in der Schweiz 7'000 Franken. Die Geräte wurden in grosses Stückzahl hergestellt und haben deshalb heute keinen Sammlerwert. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 21. Aus- und Eingabestation Letterwriter 100. Dieser Drucker aus den 70er Jahren mit eingebauter Tastatur diente als Aus- und Eingabestation für Grossrechner. Der Drucker verfügte über verschiedene Schriften und konnte auch Grafiken zu Papier bringen. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 21. Nixdorf 8810 von 1984. Bevor man die angelieferten Geräte archivieren kann, muss man sie zuerst reinigen. Dieser PC aus Deutschland verfügte über 256 KB Hauptspeicher und eine 20 MB Festplatte. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 21. Reparaturen. Neben einem Lager unterhält das Museum auch eine Werkstatt für Elektronik und eine Sammlung alter Elektronikbauteile. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 21. Wiederbeleben. Alle Geräte, die in der Ausstellung des Museums zu sehen sind, sollen auch tatsächlich funktionieren. Hinter diesem Anspruch steckt viel Arbeit. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 21. Begehbare Technikgeschichte. Ein Plattenspieler aus dem 19. Jahrhundert liegt neben HiFi Geräten aus den 70er und 80er Jahren. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 21. Röhrenempfänger. Radiogeräte aus den Anfängen des Rundfunks gleich neben einem Scheinwerfer für TV-Produktionen. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 21. Spulentonband aus deutscher Produktion. In den 60er Jahren kamen die ersten erschwinglichen Tonbandgeräte auf den Markt. Erstmals konnte man seine eigene Stimme hören. Bildquelle: SRF.
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Bild 12 von 21. Unterhaltungselektronik . Stereoanlagen aus verschiedenen Jahrzehnten. Die Digitalisierung machte die Geräte überflüssig. Bildquelle: SRF.
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Bild 13 von 21. Plattenspieler für die 68er Revolte. «Party» hiess das portable Geräte des deutschen Herstellers Dual (rechts im Bild). Der Lautsprecher steckte im Deckel. Bildquelle: SRF.
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Bild 14 von 21. Hifi. Teenager Träume der 80er Jahre, statt verschrottet liebevoll geputzt und aufgereiht. Bildquelle: SRF.
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Bild 15 von 21. Von HiFi zu WiFi. Die HiFi Geräte der Schweizer Firma Revox gehörten in den 70er und 80er zum Besten. Heute findet Unterhaltung über WiFi statt, über Netflix und Spotify. Bildquelle: SRF.
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Bild 16 von 21. Schweizer Geräte. In der Region Solothurn gab es bis in die 60er Jahre eine heimische Produktion von Radio-, Fernseh- und Funkgeräten. Bildquelle: SRF.
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Bild 17 von 21. Mischpult aus der Schweiz. Das Gerät der Firma Studer war einst bei Radio DRS im Einsatz. Spezielles Detail: Am rechten Rand war im Pult ein Aschenbecher eingebaut. Heute ist rauchen im Studio streng verboten. Bildquelle: SRF.
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Bild 18 von 21. Fernseh Technologie. Ein semi-professioneller Videorekorder aus den 90er Jahren (links) neben einem TV-Empfäger aus den Anfängen des Fernsehzeitalters (rechts). Bildquelle: SRF.
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Bild 19 von 21. TV Kamera für die Profis. Studiokamera aus den Anfängen. Eine Seite ist offen und erlaubt einen Blick auf die Elektronik. Bildquelle: SRF.
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Bild 20 von 21. Kameras für den Heimgebrauch. Super-8- und Kleinbildkameras gehören ebenso zur Sammlung wie die aller ersten Digitalkameras zum Beispiel die QuickTake von Apple (nicht im Bild). Bildquelle: SRF.
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Bild 21 von 21. Messen statt unterhalten. Auch das gehört zur Sammlung: Oszilloskop aus dem Jahre 1985, das komplexe elektronische Signale darstellen kann. Bildquelle: SRF.
Trennungsschmerz von besonderen Objekten
Bevor ein neuer Gegenstand ins Lager kommt, landet er erstmal in der Eingangshalle des Lagers. Da steht eine Videokamera aus einem Fernsehstudio der 60er Jahre gleich neben einer Bandmaschine und einem Server aus den 90er Jahren.
Die Geräte stammen oft von Privaten.
Der Informatiker Reto Bösch versucht gerade, Ordnung in die Sammlung zu bringen, die hier in Derendingen ein neues Zuhause fand. «Die Geräte stammen oft von Privaten», erzählt er. Nach einer Hausräumung bringen es viele nicht übers Herz, etwa Grossvaters hölzernen Volksempfänger oder seine mechanische Rechenmaschine einfach als Sperrgut zu entsorgen. Stattdessen bringen sie die Trouvaillen ins Lager des Museums, wo sie gereinigt und dann abgelegt werden.
Es gebe auch Leute, die dem Museum ein vermeintlich wertvolles Stück verkaufen wollten, meint Reto Bösch. So wurde ihm schon ein Sharp Notebook aus den 80er Jahren für 50'000 Franken angeboten. Solche Erwartungen enden in einer Enttäuschung, denn auch vor Jahrzehnten wurden viele Geräte schon in sehr hohen Stückzahlen hergestellt. Weil viele dieser Objekte bis heute im Umlauf sind, ist niemand bereit, dafür zu bezahlen.
Beispiel Apple Macintosh: Dutzende dieser klassischen Würfel aus den 80er und 90er Jahren stehen im Lager ordentlich in Reih und Glied auf einem Palet. Auch von den meisten anderen Geräten gibt es mehr als eine Kopie. Die wirklich seltenen, kostbaren Stück sind im Museum ausgestellt.
Bubenträume einer vergangenen Epoche
In einem anderen Raum gleich neben der Eingangshalle stapeln sich HiFi-Ausrüstungen aus verschiedenen Epochen: Verstärker, Plattenspieler und Lautsprecherboxen. Es ist die Endstation für einst kostbare Anlagen, von denen ältere Semester in ihrer Jugend nur träumen konnten.
Vor allem die Geräte aus Schweizer Produktion haben es den Sammlern angetan. Die bekannte Marke «Revox» bildet dabei nur die Spitze des Eisbergs: «Sechzig Schweizer Unternehmen stellten in den 50er Jahren Radioempfänger her», erzählt Reto Bösch. Die Solothurner Firma Autophon zum Beispiel produzierte neben Radios auch Fernseher und die ersten drahtlosen Telefonapparate so wie Vermittlungsanlagen für Telefonzentralen.
Wir wollen die Objekte der Sammlung in einen Kontext stellen.
Die meisten Plattenspieler, Radios, Laptop- oder Desktop-Computer bleiben wohl für immer im Lager, nur ganz spezielle Geräte schaffen den Sprung in die Ausstellung. Die soll nach dem Umzug ins neue Gebäude musealer werden, erklärt Reto Bösch: «Wir wollen die Objekte der Sammlung in einen Kontext stellen, zu den Gegenständen wird es Informationen zur Funktionsweise und zur Geschichte geben.»
Das Lager soll zu einem Schaulager werden – ein Ort, wo Interessierte auch die Geräte aus der Sammlung zu sehen bekommen, die es nie in die Ausstellung schaffen.