Vor zehn Tagen ist ein historisches Flugzeug des Typs Ju-52 in den Bündner Alpen abgestürzt. Seither forschen die Spezialisten des Bundes nach der Unfallursache. Untersuchungsleiter Daniel Knecht erklärt, wie am Absturzort vorgegangen wird.
SRF News: Eine Absturzursache zu ermitteln, ist komplex. Wo fängt man an?
Daniel Knecht: Zuerst einmal verschafft man sich einen Überblick, damit die Einsatzkräfte nicht gefährdet werden. Flugzeugwracks können zum Beispiel Substanzen enthalten, die für den Menschen gefährlich werden.
Unterscheidet sich das Vorgehen bei historischen und modernen Maschinen?
Auf jeden Fall. Die Erhebungen an einer Unfallstelle sind sicher immer vergleichbar, aber in diesem Fall haben wir viel weniger Aufzeichnungsgeräte, die wir sofort auswerten können. Wir müssen uns also die Daten, auf die wir uns stützen können, zuerst erschliessen.
Wie sieht es an der Absturzstelle heute aus?
Die Absturzstelle wurde geräumt. Über hundert Einsatzkräfte waren im ständigen Einsatz. Und es geht darum, dass auch vom Umweltschutz her keinerlei Beeinträchtigungen mehr vorhanden sind. Am Schluss haben die Einsatzkräfte noch einen Gedenkstein aufgestellt.
Sie waren im Absturzgebiet auch mit Augenzeugen unterwegs. Wie wichtig sind deren Aussagen?
Augenzeugen sind wichtig. Wenn man korrekt mit ihnen arbeitet, wenn man ihre Empfindungen und Wahrnehmungen abholen kann, dann kann das ein sehr wichtiger Rückschluss sein für die Unfallursache.
Selbst für Fachleute sind die Bewegungen eines Flugzeugs schwierig zu beschreiben.
Wie arbeitet man mit Augenzeugen?
Selbst für Fachleute sind zum Beispiel die Bewegungen eines Flugzeugs relativ schwierig zu beschreiben. Wenn sie jemandem ein Flugzeugmodell in die Hände geben, wenn Sie mit jemandem an den Ort gehen, wo er das erlebt hat, kann er Ihnen durch Bewegungen und einfaches Aufzeigen sehr transparent und nachvollziehbar schildern, was geschehen ist.
Wie setzt sich Ihr Team zusammen?
Auf einer Unfallstelle haben Sie typischerweise über 100 Einsatzkräfte und die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle stellt die Fachleute aus der fliegerischen Sicht. Daneben sind viele lokale Polizeikräfte, Feuerwehrleute und Zivilschutzleistende vorhanden. Zur Betreuung dieser Mitarbeiter sind auch Care-Teams vor Ort. Die Zusammenarbeit in diesem grossen Team ist sehr gut.
Wir haben uns mit einem Gedenken an die Opfer verabschiedet.
Wann rechnen Sie mit dem Abschluss der Untersuchungen?
Das ist schwierig zu sagen. Wir gehen aber davon aus, die Untersuchung im üblichen Rahmen durchführen zu können, auch wenn jetzt für erste Ergebnisse sicher mehr Zeit benötigt wird.
Wie werden Sie und die Einsatzkräfte diesen Ort verlassen?
Wir werden sicher an diesen Ort zurückkehren, weil wir noch Vermessungen und weitere Abklärungen durchführen müssen. Zusammen mit den Einsatzkräften, die das Denkmal aufgestellt haben, haben wir uns von dieser Stelle auch mit einem Gedenken an die Opfer verabschiedet.
Was ist Ihre nächste Aufgabe?
Es geht nun darum, die Fakten, die wir erhoben haben, zusammenzufügen und zu sehen, wo Lücken bestehen. Und danach all diese Daten, die man in einem nächsten Schritt auswerten muss, zugänglich zu machen.
Das Gespräch führte Isabelle Maissen.