- Trotz der noch laufenden Untersuchungen zum Absturz einer Ju-52 will JU-Air ihren Flugbetrieb wieder aufnehmen.
- Die verbleibenden zwei Maschinen des Typs Ju-52 sollen Mitte August wieder abheben, sagte der Sprecher von JU-Air gegenüber SRF.
- Die JU-Air hatte nach dem Absturz den Flugbetrieb freiwillig eingestellt.
- Die Bergungsarbeiten konnten mittlerweile abgeschlossen werden.
JU-Air-Sprecher Christian Gartmann sagte nach dem Absturz einer Maschine der Betreibergesellschaft: «Wir gehen heute davon aus, dass wir bis zum 16. August keinen Flugbetrieb haben werden, dass wir aber am Freitag, 17. August den Flugbetrieb wieder aufnehmen.»
Meinungsumschwung bei JU-Air
Auch das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) weiss seit Dienstagmorgen von diesen Plänen der JU-Air. Das Bazl steht in ständigem Kontakt mit der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungstelle Sust, welche derzeit die Absturzursache ermittelt.
Noch am Montagabend begrüsste Bazl-Kommunikationsleiter Urs Holderegger den Entscheid in der «Tagesschau», den Flugbetrieb bis auf Weiteres einzustellen. Auch JU-Air-CEO Kurt Waldmeier sagte an der Medienkonferenz vom Sonntag, dass der Flugbetrieb wohl erst bei näheren Erkenntnissen zum Unfallhergang wieder aufgenommen werde.
Aufsichtsbehörde akzeptiert Entscheid
Am frühen Dienstagnachmittag reagierte das Bazl in einer Mitteilung auf die neue Situation bei JU-Air: Das Amt habe vom Entscheid Kenntnis genommen. «Solange kein erhärteter Verdacht eines technischen Defektes vorliegt, kann das Bazl kein Grounding der JU-Air-Flotte anordnen.»
Bazl-Sprecher Urs Holderegger erklärte gegenüber SRF: «Erste Erkenntnisse der Sust haben keine Hinweise darauf gegeben, dass technische Probleme zum Absturz der Maschine geführt haben. Nur wenn ein technisches Problem vorliegt, können wir ein Flugverbot verfügen.» Damit lassen sich als Absturzursache äusserliche Faktoren wie Hitze, Fallwinde oder menschliches Versagen weiterhin nicht ausschliessen.
Bazl beobachtet Situation
Das Bazl würde aber Massnahmen treffen, falls sich bis zum 17. August neue Erkenntnisse ergeben und würde wenn nötig ein vorläufiges Flugverbot erteilen. JU-Air müsse zudem sicherstellen, dass die Besatzungen und das Unterhaltspersonal mental in der Lage seien, einen sicheren Flugbetrieb zu gewährleisten.
Ob es künftig Auflagen für den wieder aufgenommenen Flugbetrieb geben wird, ist noch nicht entschieden, sagt Holderegger: «In erster Linie muss sich die JU-Air Gedanken über mögliche Auflagen machen. Sie ist es auch, welche für die Sicherheit der Passagiere und die Crew verantwortlich ist.»
Gegenüber SRF sagte Christian Gartmann, Sprecher von JU-Air, es sei natürlich eine Diskussionsfrage, wie lange man den Flugbetrieb aussetzen solle: «Die knapp zwei Wochen, die wir ausgesetzt haben, geben vor allem unseren Mitarbeitenden und Freiwilligen genug Zeit, um eine Pause zu machen und sich mit dieser Situation zu befassen.»
Keine Hinweise auf technische Probleme
JU-Air habe bereits am Sonntag viele Hinweise von der Sust erhalten, was an Ursachen ausgeschlossen werden könne, sagte Gartmann. Darum gebe es im Moment keinen Grund anzunehmen, dass das Flugzeug ein technisches Problem hatte.
«Der 17. August, und das ist ganz wichtig, wird nur dann der erste Flugtag sein nach dem Unfall, wenn bis dann nicht neue Fragen oder Fragezeichen auftauchen, die die Sicherheit in Frage stellen. Wenn wir nicht ganz sicher sind, dass wir sicher diese Flugzeuge betreiben können, dann starten sie sicher nicht», erklärt Gartmann.
Das Bazl als Aufsichtsbehörde und auch die Sust hätten JU-Air bestätigt, dass es im Moment keinen Grund gebe, die Flugzeuge zu grounden. Andernfalls hätten sie ein Grounding verfügt und JU-Air dürfte gar nicht fliegen, ergänzt Gartmann.
Bergung des Wracks ist abgeschlossen
Die Bergungsarbeiten am Piz Segnas oberhalb von Flims (GR) sind am Dienstag abgeschlossen worden. Wie die Bundesanwaltschaft mitteilte, konnten die Opfer geborgen werden. Auch der Abtransport des Flugzeugwracks und der persönlichen Gegenstände sei erfolgt. Zudem seien alle Wanderwege in der Region von der örtlichen Einsatzleitung wieder freigegeben worden.
Der rasche Abschluss der Arbeiten vor Ort sei nur dank dem ausserordentlichen und auch physisch wie auch psychisch belastenden Einsatz vieler Beteiligter möglich gewesen. Im Einsatz standen die Kantonspolizei Graubünden, die Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust, unterstützt von Feuerwehr, Zivilschutz, der Rega, der Luftwaffe, dem Schweizer Alpen-Club (SAC), dem Care Team Grischun, die Gemeinde Flims und dem Amt für Natur und Umwelt des Kantons Graubünden.
Unter der Koordination der Bundesanwaltschaft wird nun die formelle Identifizierung der Opfer vorgenommen und werden die eingeleiteten Untersuchungen und Abklärungen weitergeführt.
Die strafrechtlichen Abklärungen der Bundesanwaltschaft würden parallel und in enger Koordination zu den Untersuchungen der Sust durchgeführt, welche im Rahmen einer Sicherheitsuntersuchung die Unfallursache abklärt.