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Wirbel um Fussball-Nati Gab es ein Kommunikationsproblem?

Rauswurf oder bloss ein Kommunikationsproblem? Valon Behramis Bekanntmachung, er sei aus der Nati rausgeworfen worden, sorgt für hohe Wellen. Doch laut dem Schweizerischen Fussballverband (SFV) stimmt das so nicht. Im Interview erklärt Kommunikationschef Marco von Ah die Sicht des Verbandes.

SRF News: Behrami sagt, er sei von Trainer Vladimir Petkovic aus der Nati geworfen worden. Stimmt das so?

Marco von Ah: Das kann ich so nicht bestätigen. Der Nationalcoach hat am Montagabend verschiedene, eher routinierte Spieler per Telefon kontaktiert. Er sagte ihnen, er plane für die Spiele im Rahmen der Uefa-Nationsleague im Herbst eher ohne sie, um jüngeren Spielern Einsatzmöglichkeiten zu geben. Er sagte ihnen auch, sie könnten trotzdem zu den Trainingsvorbereitungen der Nati kommen. Denn einige Spieler schätzen es, einige Tage vom Club wegzukommen. Petkovic sagte den Betreffenden auch, sie sollten sich über ihre Zukunft in der Nationalmannschaft Gedanken machen und sich im Verlauf der Woche wieder bei ihm melden.

Es ist keine offizielle Entscheidung gefallen, kein Spieler ist aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen worden.

Hat Behrami in dem Fall mit seinem sofortigen Austritt aus der Nationalmannschaft überreagiert?

Der Verdacht ist sicher berechtigt. Sicher waren dabei auch viele Emotionen mit im Spiel. Behrami ist ein emotionaler Mensch, auch deshalb ist er für das Schweizer Nationalteam ein herausragender Fussballer geworden. Er hat uns viele emotionale Spiele beschert, doch im vorliegenden Fall hat er wohl nicht alles ganz so verstanden, wie es der Nationaltrainer gemeint hat. Petkovic hat keine definitive Entscheidung getroffen und das auf unseren offiziellen Kanälen am Abend noch betont. Es ist keine offizielle Entscheidung gefallen, kein Spieler ist aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen worden.

Kann es sein, dass Petkovic in diesem Fall nicht gut genug kommuniziert hat?

Das würde mich sehr erstaunen. Vier von fünf Spielern haben seine Message sehr gut aufgenommen. Deshalb würde ich davon abraten, den einzigen Spieler, der womöglich etwas nicht ganz richtig verstanden hat, zum Pars pro Toto zu machen und ein generelles Kommunikationsproblem auszumachen. Petkovic und Behrami haben sich immer sehr gut verstanden, hatten einen sehr guten gemeinsamen Nenner. Sehr oft unterhielten sie sich dabei auf Italienisch.

Behrami und Petkovic geben sich am Spielfeldrand die Hand.
Legende: «Valon Behrami und Vladimir Petkovic haben sich immer gut verstanden», sagt SFV-Sprecher von Ah. Reuters

Ist es angebracht, einem so verdienten Spieler wie Behrami am Telefon zu sagen, dass man in Zukunft nicht mehr so auf ihn setze?

Wenn der Trainer definitiv entschieden hätte, nicht mehr auf Behrami zu setzen, dann hätte er das sicher nicht am Telefon gemacht. Die Kontaktaufnahme war als Sondierung gedacht – und ist so auch vertretbar. Wenn es um eine verbindliche, endgültige Entscheidung geht, dann läuft das anders.

Behrami wirft dem Trainer Sportpolitik vor. Hat er recht?

Der Trainer verneint und erklärt, es sei ein rein sportlicher, von ihm allein gefällter Entscheid. Er hat diesen auch nicht vorher mit dem Verbandspräsidenten oder -generalsekretär abgesprochen. Diese Autonomie hat der Trainer – und auch die Unterstützung des Verbands. Ein Trainer muss sich nach einer WM-Endrunde Gedanken über die künftige Zusammensetzung des Teams machen. Das sind ganz normale Vorgänge.

Es gibt sicher noch Hausaufgaben zu machen.

Behrami sagt im «Blick», die Doppeladler-Geschichte habe innerhalb des Teams Spannungen verursacht. Sind diese Geschichte und jene der Doppelbürgerschaft seitens des Fussballverbands genügend aufbereitet worden?

Wir haben einen Teil davon aufgearbeitet, indem wird öffentlich anerkannt haben, dass uns Fehler unterlaufen sind. In der Doppeladler-Affäre haben wir nicht schlecht begonnen: Die Verbandsführung hat sich umgehend vor die Spieler gestellt und die Sache so beruhigen können. Sie hat das Thema dann selber wieder aufgebracht, weil es eben noch nicht ausgestanden war. Das ist nicht gut gelungen – und wir haben um Entschuldigung gebeten. Wir haben klargestellt, dass wir niemanden diskreditieren, diskriminieren oder brüskieren wollten. Wir sind auch jetzt nicht der Meinung, das sei alles ausgestanden. Es gibt sicher noch Hausaufgaben zu machen.

Das Gespräch führte Simon Leu.

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