Zum Inhalt springen

Bundesasylzentrum Flumenthal «Viele Befürchtungen sind nicht eingetroffen»

Seit September ist das Asylzentrum in Flumenthal SO in Betrieb. Zeit für eine erste Bilanz.

Es ist erstaunlich ruhig in den Gängen des Bundesasylzentrums in Flumenthal. Um 9 Uhr begegnet man kaum jemandem. Die Ruhe sei typisch, sagt Yves Häberli. Er ist Objektverantwortlicher für das Bundesasylzentrum beim Staatssekratariat für Migration (SEM).

«Es ist entspannt, meistens ruhig, das bestätigen auch die Mitarbeiter», sagt Häberli über die ersten Monate. Im Moment leben 60 Personen in Flumenthal. Männer, aber auch Frauen und vier Kinder. Für sie alle ist klar, dass sie die Schweiz verlassen müssen. Denn nur, wer nicht in der Schweiz bleiben darf, kommt nach Flumenthal.

Mann
Legende: Yves Häberli ist Objektverantwortlicher des Staatssekretariats für Migration für das Bundesasylzentrum Flumenthal. SRF

Platz hätte es im Normalbetrieb für 250 Menschen. Wegen des Corona-Virus wurde umgeplant, so dass in Flumenthal aktuell eine Kapazität von 110 Plätzen vorhanden ist. Im Durchschnitt bleiben die Flüchtlinge 60 Tage hier.

Der Betrieb sei gut angelaufen, so Häberli. Dies bezieht er auch auf die Nachbargemeinde Deitingen. Anwohner und die Gemeinde selber hatten sich bis vor Bundesgericht gegen das Asylzentrum gewehrt. Das Zentrum steht zwar auf Flumenthaler Boden, ist aber gleich neben der Gemeindegrenze. Und tatsächlich seien die Bewohner im Dorf spürbar, sagt Benedikt Meier, Vize-Gemeindepräsident von Deitingen.

Mann
Legende: Benedikt Meier ist Vize-Gemeindepräsident von Deitingen und Vorsitzender der Begleitgruppe des Bundesasylzentrums. SRF

«Es gibt drei Schwerpunkte: Abfall, Ruhestörung in der Nacht und mutmassliche Velodiebstähle», so Meier auf die negativen Auswirkungen angesprochen. Die Flüchtlinge sind im Zentrum nicht eingesperrt, sie dürfen sich frei bewegen. Zu Fuss sind sie in 15 bis 20 Minuten im Zentrum von Deitingen, wo es einen Denner gibt.

Entlang der Achse Asylzentrum-Bahnhof-Denner käme es zu Reibereien, bestätigt auch Yves Häberli vom SEM. Im Rahmen von Beschäftigungsprogrammen sammeln die Bewohner des Zentrums den Abfall ein, auch zusätzliche Abfalleimer wurden installiert. Bei Lärmbelästigungen solle man die Polizei rufen, so Gemeinderat Meier.

Wegweiser
Legende: Das Asylzentrum befindet sich im Deitinger Schachen. Dort befinden sich auch ein Gefängnis und eine Kläranlage. SRF / Andreas Brandt

Trotz dieser negativen Punkte glaubt Meier, dass sich die meisten Deitingerinnen und Deitinger mit dem Zentrum arrangiert haben. «Viele Befürchtungen, die man im Vorfeld hatte, sind nicht so eingetroffen», betont Meier. So käme es bis jetzt nicht zu Menschengruppen, die auf dem Dorfplatz oder beim Bahnhof «herumlungern».

Allerdings folgen die wärmsten Tage des Jahres erst noch. In der Gemeinde gebe es aktuell die Sorge, dass es bei einer beliebten Grillstelle an der Aare zu Reibereien kommen könnte, sagt Benedikt Meier. Hier sei man gemeinsam mit Yves Häberli vom SEM dran, Lösungen zu erarbeiten.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 22.05.2020, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel