Patrizia Bertschi ist Präsidentin des Vereins «Netzwerk Asyl Aargau». Für die Sendung «Temps présent» des Westschweizer Fernsehens besuchte sie die Unterkunft Casa Torfeld in Buchs. Hier leben die meisten jugendlichen Asylsuchenden im Kanton Aargau.
«Skandalöse Betreung»
Sie wohnen hier gemeinsam mit alleinstehenden Erwachsenen. Patrizia Bertschi findet die Betreuung der Minderjährigen skandalös: «Sie bekommen keine Deutschkurse, geschweige denn Schulunterricht, haben keine Beschäftigung und werden auch sonst nicht speziell betreut. Zudem haben sie nicht einmal genügend Kleider.»
Einer der Jugendlichen ist der 15-jährige Haben. Er ist weitgehend auf sich alleine gestellt und ernährt sich hauptsächlich von Teigwaren, da er nichts anderes kennt. «Ich nehme die Pfanne und versuche es so nachzukochen, wie es die Erwachsenen tun. Bis am Mittag bleibe ich jeweils im Bett. So kann ich eine Mahlzeit einsparen», erklärt der junge Asylsuchende.
Kanton hat zu wenig Mittel
Die Vorwürfe sind nicht neu. Bereits im November des letzten Jahres hatte der Verein «Netzwerk Asyl» in einer Mitteilung den Kanton für die Unterbringung der unbegleiteten, minderjährigen Asylsuchenden heftig kritisiert. Und bereits damals gaben die Behörden zu, dass die Situation «suboptimal» sei, wie sich die Leiterin des Kantonalen Sozialdienstes gegenüber Radio SRF geäussert hatte.
Nun wiederholt der Kanton gegenüber «Schweiz aktuell» seine Haltung: Die Zahl der unbegleiteten, minderjährigen Asylsuchenden habe sich in den letzten Monaten verdoppelt. Doch es fehle schlichtweg an finanziellen Mitteln, um die Betroffenen richtig zu betreuen, sagt Balz Bruder vom Aargauer Departement Gesundheit und Soziales.
Die Kantonalen Asylunterkünfte seien heute bereits stark überbelegt, hatte es bereits im November geheissen. Eine separate Unterbringung der minderjährigen Asylsuchenden sei deshalb logistisch nicht möglich. Allerdings: In anderen Kantonen stehen den Minderjährigen separate Unterkünfte zur Verfügung.
(Schweiz aktuell, 19:00)