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Ein Rudel Hirsche ruht sich aus.
Legende: Hirsche im Wildpark Langenberg: Im Aargau sei die «Rudelbildung» wieder erfolgt, sagen die Fachleute. Keystone

Rotwild im Aargau In Murgenthal übten Förster, Jäger und der Kanton die Hirschjagd

Lange galt der Rothirsch im Aargau als ausgerottet. In den letzten Jahren zogen aber immer mehr Einzeltiere durch den Kanton. Jetzt lebt ein ganzes Rudel hier. Und das war das Signal, um die Jagd zu eröffnen. Das Tier verursachte keinen Schaden. Es wurde übungshalber geschossen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Im Südwesten des Aargaus gibt es Rothirsche wieder als «Rudel»
  • Der Rothirsch scheint damit wieder sesshaft im Kanton
  • Jäger haben ein Tier abgeschossen, der Abschuss war bewilligt
  • Beim Abschuss ging es quasi um eine «Übung», weil die Jagd auf Rothirsche sehr anspruchsvoll sei
  • Die Jagdgesellschaften wollen bereit sein für eine weitere Ausbreitung des Tieres: Vor allem Förster erwarten dann Schäden, Abschüsse würden dann wohl häufiger

In der Region Zofingen leben mehrere Rothirsche. Es sei eine «dauerhafte Präsenz» sagt Erwin Osterwalder, Fachsbereichsleiter Jagd beim Kanton Aargau. Oder anders gesagt: Der Rothirsch ist im Aargau wieder sesshaft.

Das ist neu, denn bisher war immer nur von einzelnen Sichtungen die Rede. Aber mit Fotofallen habe man eindeutig beweisen können, dass im südwestlichen Aargau ein ganzes Rudel von Rothirschen lebe, sagt der Fachmann.

Beweis dank Fotofallen

Nach dem kantonalen Massnahmenplan Rotwild besteht ein «Rudel» von Hirschen «mindestens aus einer führenden Hirschkuh, ihrem Kalb sowie einem letztjährigen Jungtier (Schmaltier oder Schmalspiesser).» Für ein Rudel braucht es also drei Tiere.

Schädel eines jungen Hirsches
Legende: Der Schädel des Hirsches von Murgenthal ist beim Kanton, wo er vermessen wird. Es war ein Jungtier mit zwei «Stangen». ZVG/Departement Bau, Verkehr, Umwelt

Im südwestlichen Aargau würde aber ein Rudel von vier bis fünf Tieren leben, sagt Erwin Osterwalder. Und wenn das Kriterium «Rudel» erfüllt sei, dürfe man das Rotwild auch bejagen, erklärt der Aargauer Jagdspezialist.

Es seien tatsächlich nur wenige Tiere im Aargau. Und sie hätten bis jetzt auch keine Schäden angerichtet, erfährt man von Erwin Osterwalder.

Warum dann der Abschuss? Es sei sozusagen ein Testlauf gewesen, erklärt Osterwalder: «Das Rotwild ist neu im Aargau. Man muss es anders jagen als das Reh. Die Jagdgesellschaften sollen mit der Bejagung beginnen, lernen damit umzugehen, damit es eingespielt ist, wenn es dann mehr hat.»

Der Rothirsch breitet sich aus

Die Fachleute gehen nämlich davon aus, dass sich der Hirsch weiter im Mittelland ausbreitet und mittelfristig im ganzen Aargau sesshaft wird.

Einfach ist der Abschuss eines Hirsches nicht. Das Tier ist viel scheuer als zum Beispiel Rehe. Es kann sich sehr gut im Wald verstecken. Fachleute sagen, die Jagd auf den Rothirsch sei so schwierig wie die Jagd auf das Wildschwein.

Wie genau die Jagd auf den Hirsch in Murgenthal ablief, will ein daran beteiligter Jäger nicht sagen. Er befürchtet, dass genauere Ausführungen zu Kritik an den Jagdgesellschaften führen könnte. Am liebsten wäre ihm, der Abschuss des Hirsches in Murgenthal würde in den Medien gar nicht thematisiert.

Langes Bewilligungsverfahren

Nicht nur die Jagd selber ist für die Jäger eine Herausforderung. Sie brauchen dafür auch eine Bewilligung des Kantons. Diese wird nur erteilt, wenn sich Förster und Jäger einer bestimmten Region zu einer «Hegegemeinschaft» zusammenschliessen. Diese muss dann beim Kanton den Abschuss beantragen. Erst wenn dieser grünes Licht gibt, rücken die Jäger aus.

Jäger sagen, dass sie sich über die Präsenz des Rothirsches freuen. Das Schiessen stehe nicht im Vordergrund. Zu hören ist von dieser Seite, dass vor allem die Förster Vorbehalte hätten gegen den Rothirsch.

Im Gespräch mit einem Forstfachmann wird diese Aussage bestätigt. Schnell kommt die Auskunftsperson auf die Schäden zu sprechen, die der Hirsch anrichten könne. Zu nennen sei der Verbiss, also das Abfressen von jungen Baumtrieben.

Aber noch schlimmer sei das «Schälen» der Bäume. Rothirsche ziehen nämlich mit ihren Zähnen manchmal die Rinde von Bäumen ab und fressen sie. Für die Bäume kann das tödlich sein.

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