- Die Menschen in der Schweiz sind so optimistisch gestimmt wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Das zeigt die zehnte Bevölkerungsbefragung von Sotomo im Auftrag der SRG.
- Der positive Meinungsumschwung ist bei den jungen Erwachsenen am grössten.
- Dennoch rechnet die Mehrheit der Befragten mit neuen Massnahmen im Winter 2022/23.
Der Optimismus über den weiteren Verlauf und den Ausgang der Corona-Krise ist so gross wie noch nie. 50 Prozent der Befragten sind eher oder sehr optimistisch. Bloss noch 16 Prozent sind eher oder sehr pessimistisch.
Die Zuversicht ist somit damit grösser als im Sommer 2020, als sich viele schon ein rasches Ende der Pandemie erhofften, damals waren 41 Prozent optimistisch.
Der Meinungsumschwung fand bei allen Altersgruppen statt – insbesondere jedoch bei jungen Erwachsenen. Das hängt auch damit zusammen, dass die jüngeren Befragten zuvor jeweils pessimistischer gestimmt waren als die älteren – mit Ausnahme des Sommers 2020. Generell ist die Meinung der jüngsten Zielgruppe am volatilsten.
Mehrheit glaubt: Massnahmen kommen zurück
Dem Optimismus zum Trotz glaubt knapp mehr als die Hälfte (51 Prozent), dass es im nächsten Winter wieder zu Massnahmenverschärfungen kommen wird. 41 Prozent denken, dass es keine weiteren Einschränkungen geben wird.
Optimismus trotz vermuteter Rückkehr der Massnahmen: Ein möglicher Grund für diese Gegenpole könnte laut Sotomo sein, dass die Krise die Wahrnehmung der Normalität verändert hat. Auch mögliche Massnahmen in der Zukunft können die positive Grundeinstellung nicht mindern.
Der grundsätzliche Gemütszustand in der Bevölkerung hat sich zur letzten Befragung aber kaum verändert und bleibt durchzogen.
Weniger Konflikte im privaten Umfeld
Die Angst vor Konflikten im privaten Umfeld ist stark gesunken: von 45 Prozent auf 30 Prozent seit der letzten Befragung im Oktober 2021. Das dürfte mit der aufgeheizten Stimmung der vergangenen Abstimmung zum Covid-Gesetz zusammenhängen. Die Abstimmung von Ende November schien nur kurzfristig das Konfliktpotenzial in Familien und unter Freunden erhöhen zu können.
Zwar fürchten weniger der Befragten Streitigkeiten oder andere Konflikte mit ihren Mitmenschen, doch in Bezug auf die langfristigen Auswirkungen einer generellen Polarisierung der Gesellschaft hat sich wenig verändert. Weiterhin sind 61 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Pandemie eine polarisierte Gesellschaft zurücklassen dürfte.
Zustimmung für «Schweizer Weg»
Die Pandemiepolitik in den europäischen Ländern unterschied sich oft stark. Während die einen öffneten, verhängten andere einen Lockdown. Immer wieder wurde auf vermeintlich bessere Wege in anderen Ländern verwiesen.
Die Studie zeigt nun, dass etwas mehr als die Hälfte den Schweizer Weg befürwortet: 56 Prozent finden zurzeit, die Schweiz mache es besser als andere europäische Länder. Nur im Tessin kommt der Schweizer Weg im Vergleich seit Beginn schlechter.
Kein Vertrauen in Bundesrat – trotz Zustimmung für Massnahmen
Das Tempo der Öffnungen kommt positiv an: Nur 28 Prozent der Befragten sind der Ansicht, der Bundesrat handle überhastet, 39 Prozent der Befragten hätten sich eine noch schnellere Öffnung gewünscht.
Eine Mehrheit der Bevölkerung ist auch für die Aufhebung von fast allen Massnahmen. Einzig eine Aufhebung des Testregimes bei Symptomen sowie die Isolationspflicht werden von einer Mehrheit abgelehnt (54 bzw. 58 Prozent).
Eine grosse Mehrheit unterstützt den Bundesrat also bei den bereits vor der Umfrage angekündigten umfassenden Aufhebung der Massnahmen.
Doch obwohl die Schweiz besser als Nachbarländer und das Tempo als gut empfunden wird, ist das Vertrauen in die bundesrätliche Pandemiepolitik gesunken: von 53 auf 45 Prozent.
Das gemessen an der optimistischen und öffnungsfreundlichen Grundstimmung eher tiefe Vertrauen in die Arbeit des Bundesrats zeigt, dass es mit zunehmender Dauer der Krise für die Exekutive zunehmend schwierig geworden ist, zu glänzen.