Die SP-Frauen-Partei wird 100 Jahre alt. Sie ist 1917 aus der Arbeiterinnenbewegung heraus entstanden. Die Sozialdemokratinnen haben seither viel erreicht: das Frauenstimmrecht, die Beteiligung der Frauen an der Politik, der Gleichstellungsartikel, um nur ein paar Beispiele aufzuzählen. Die grossen Errungenschaften schärften das feministische Profil der SP-Frauen. Und heute?
In der Öffentlichkeit ist nicht klar ersichtlich, wo die SP-Frauen sich von der Mutterpartei unterscheiden.
Heute sind die SP-Frauen nicht mehr so präsent. In der Öffentlichkeit nehme man sie weniger stark wahr, sagt Politikwissenschaftlerin Isabelle Stadelmann von der Universität Bern. Ihr Stern sei verblasst, weil das klare, eigenständige Profil fehle: «In der Öffentlichkeit ist nicht klar ersichtlich, wo die SP-Frauen sich von der Mutterpartei unterscheiden.» Denn viele Frauenanliegen werden auch von der Gesamtpartei vertreten. Im Nationalrat sind die Frauen in der SP sogar in der Überzahl.
Dass die Frauen nicht mehr so oft gemeinsam für ein Anliegen kämpfen, weiss auch die Co-Präsidentin der SP-Frauen, Natascha Wey. Dennoch werden sie nach wie vor gebraucht: «Den Frauen sind nach wie vor Diskriminierungserfahrungen gemein, und die muss man gemeinsam benennen und weiter kämpfen.»
Lohngerechtigkeit, unbezahlte Pflegearbeit
An der Delegiertenversammlung der SP Schweiz machen die Frauen darum heute Druck mit einem Arbeitsmanifest. «Frauen leisten den Grossteil der unbezahlten Arbeit, sie erleiden den Gender Pay Gap beim Lohn. Die Frauen übernehmen viel von der Pflege- und Sorgearbeit, die nötig ist. Und all das ist im politischen System so im Moment noch nicht abgegolten», sagt Wey.
Frauen leisten den Grossteil der unbezahlten Arbeit, sie erleiden den Gender Pay Gap beim Lohn.
Themen wie Lohngerechtigkeit beschäftigen zwar viele Frauen in der Schweiz. Doch das sind nicht mehr nur sozialdemokratische Anliegen. Heute befassen sich auch andere Parteien mit Frauenthemen.
Problem heterogene Wählerschaft
Die SP-Frauen müssten also ihr Profil wieder schärfen. Doch das sei schwierig, sagt Politologin Stadelmann, weil die SP-Frauen eine sehr unterschiedliche Wählerschaft vertreten: «Das grosse Problem ist, dass die Frauen eine so heterogene Gruppe darstellen, dass es schwierig ist, das Fraueninteresse zu identifizieren geschweige denn einheitlich zu vertreten. Das ist nicht nur ein Problem der SP-Frauen, sondern auch der SP als Ganzes.»
Heute seien es die Jungsozialisten (Juso), die den aufmüpfigen Part in der SP spielten, so Stadelmann. Früher waren die Rebellinnen in der SP die Frauen.