Die Vorwürfe kurz erklärt: Ein Finanzloch, massive Kritik der Ärzteschaft und Mobbingvorwürfe an die Insel-Führung – immer mehr Missstände und Konflikte kommen beim Inselspital zum Vorschein. Nun stellt sich eine neue, 100 Millionen Franken Steuergelder schwere Frage: Geht die Spitalführung korrekt mit öffentlichen Forschungsgeldern um?
Darum geht es: Der Kanton Bern unterstützt die Forschungsarbeit am Berner Universitätsspital Insel mit gut 100 Millionen Franken. Geld, das via Universität Bern zum Spital fliesst und dort Forschung ermöglicht. Dies etwa in der Urologie oder in der Krebsforschung. Doch jetzt gibt es Zweifel, ob das Geld tatsächlich für die Forschung verwendet wird. Mehrere Personen aus dem Umfeld des Spitals erheben gegenüber SRF massive Vorwürfe an die Insel-Führung: Mit den Forschungsgeldern stopfe das Inselspital seine finanziellen Löcher. 2023 verzeichnete es ein Minus von 113 Millionen Franken.
Das sind die Fakten: Die Insel-Gruppe verwendet das Geld aus den Kantonsbeiträgen nicht nur, um Gehälter von Forschenden zu zahlen. Mit den öffentlichen Geldern müssen Forschende die Infrastruktur der Universität mitfinanzieren. SRF-Recherchen zeigen: Weil die Kosten steigen, wird das Forschungsgeld knapp. Die Kosten für Miete, IT und Strom seien massiv angestiegen, sagen diverse Personen. Teils bis um ein Drittel. Dokumente, die SRF vorliegen, zeigen denn auch: Für Forschungsräume sind Mieten von pro Jahr und Quadratmeter über 2000 Franken fällig. Das sei deutlich mehr als an anderen Forschungsstandorten, sagen mehrere mit der Materie vertraute Personen.
Weiter bemängeln diverse Personen aus dem Insel-Umfeld, dass Forschungspersonen bei der Insel zu wenig Mitsprache hätten und generell zu wenig Transparenz herrsche bei der Vergabe von Forschungsgeldern und akademischen Titeln. Ein Problem sei auch, dass nicht klar sei, was mit Forschungsgeldern passiere, wenn wichtige Forschungsleute die Insel verliessen. Die Sorge der Forschenden ist, dass Forschungsprojekte im Sand verlaufen – und Geld verpufft.
So äussert sich die Uni: Die Universität Bern schreibt, die Transparenz sei gewährleistet. Aber: dass Forschende an einer Universität Miete für Forschungsräume bezahlen müssen, sei eine «Anomalie» und dürfe nicht geschehen. Diverse akademische Organisationen, welche sich um Forschungsrichtlinien und ethische Fragen kümmern, wollen die Vorwürfe auf Anfrage nicht kommentieren.
Das sagt das Inselspital: Die Insel-Gruppe nimmt schriftlich Stellung: Sie rechne lediglich die Selbstkosten ab. Es sei korrekt, dass die Kosten überproportional zur allgemeinen Teuerung gestiegen seien. Das Universitätsspital fordert im Gegenzug mehr Geld vom Kanton für die Forschung.
So reagiert der Kanton: SRF weiss von Gesprächen, welche die zuständige Bildungsdirektion des Kantons mit Personen aus dem Umfeld der Insel führt. Offiziell verweist der Kanton Bern auf Kontrollen, die es gebe – und die weiterentwickelt werden. Fehlende Kontrollen sind schon länger ein Thema. 2016 kam die Finanzkontrolle zum Schluss, das Controlling rund um die Forschungsgelder des Universitätsspitals müsse auf allen Ebenen verbessert werden muss. Der Inhalt der Kontrollen sei vertraulich, so Thomas Remund von der Finanzkontrolle. Aber: «Auch in diesem Bereich gab es Optimierungspotenzial.»