- Die Inselgruppe mit dem Berner Universitätsspital schrieb 2023 einen Verlust von fast 113 Millionen Franken.
- Eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten kritisiert die Leitung der Inselgruppe.
- Der ökonomische Druck sei so hoch, dass Forschung und Patientenwohl leiden.
- Die Ärzte machen happige Mobbingvorwürfe.
Die Vorwürfe sind happig. Sie kommen von einer Gruppe Ärztinnen und Ärzten, die in den letzten Jahren das Inselspital verlassen haben. Unfreiwillig, und nicht im Guten.
Es herrscht eine Mobbingkultur.
Rund 30 von ihnen wollen auf die in ihren Augen problematische Situation aufmerksam machen. Einer ist Peter Villiger. Der Rheumatologe arbeitete über 20 Jahre für das Inselspital und war Klinikdirektor. Er habe kurz vor seinem Abgang Mobbing erlebt «wie nach dem Lehrbuch». Es waren schwierige Zeiten. Gebessert habe sich die Situation nicht. «Es herrscht nach wie vor eine Mobbingkultur.»
Solch schwierige Zustände bestätigen weitere Ärzte. SRF liegen auch entsprechende Unterlagen vor.
Die Inselführung will davon nichts wissen, bestätigt aber verschiedene arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen. Gemäss den Betroffenen wurden hohe Abgangsentschädigungen bezahlt – auch in Millionenhöhe. Die Inselgruppe betont, die Fluktuation bei der Ärzteschaft sei in den letzten Jahren nicht gestiegen.
In letzter Zeit gab es viele Herausforderungen.
Für Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver kommen die Vorwürfe nicht überraschend. «In letzter Zeit gab es viele Herausforderungen. Die Folge davon: Viele Themen konnten wir jeweils mit der Ärzteschaft nicht ausreichend klären.» Das soll aber wieder ändern.
Sorge um Forschung
Die Gruppe der Ärztinnen sorgt sich um die Forschung am Inselspital und die internationale Anerkennung. «Es ist klar: Wenn gute Leute die Insel verlassen, sinkt die Anerkennung. Zudem findet ein Verlust an Wissen statt», sagt Rheumatologe Peter Villiger. Der ökonomische Druck sei hoch, es gelte, viel Zeit für die Akquise von Forschungsgeldern zu verwenden.
Ein weiterer Arzt sagt, Kritik werde am Inselspital kaum geduldet. «Das Problem ist die hohe Abhängigkeit», sagt Nicolas Bonadies. «Äussert man Kritik, muss man mit Nachteilen rechnen. Eine Feedbackkultur auf Augenhöhe wird kaum gelebt.»
Leitung weist Vorwürfe zurück
Das stimme so nicht, sagt die Inselführung und verweist auf eine anonyme Meldestelle. Die Führung betont weiter, dass ihr die Forschung wichtig sei und verweist auf die hohen Ausgaben für die Forschung – die seien derzeit so hoch wie nie.
Aber: «Die Universität muss sparen – und das wird die Forschung in der nächsten Zeit zu spüren bekommen», sagt Bernhard Pulver. «Uns macht das auch Sorgen. Wir bemühen uns aber, hier Lösungen zu finden.»
Die Ärzte fordern eine unabhängige Untersuchung der Missstände. Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver schliesst das nicht aus, verweist aber auf einen kürzlich publizierten Bericht der Geschäftsprüfungskommission des Berner Kantonsparlaments, indem die Inselleitung wegen der mangelhaften Kommunikation gerügt wurde.
Für die Gruppe bleibt die Sorge um das Inselspital und dessen Zukunft als Universitätsspital und Leuchtturm in der schweizerischen Gesundheitsversorgung.
Ich habe kein Interesse daran, dem Spital zu schaden.
Mit der Kritik wollen die ehemaligen Insel-Ärzte sich laut eigenen Aussagen nicht am Spital rächen. «Ich habe kein Interesse daran, dem Spital – an dem ich ausgebildet wurde und lange dafür gearbeitet habe – zu schaden. Wir sind alle sehr betroffen, über die Entwicklungen der letzten Jahre und sehen die universitäre Medizin am Standort Bern in Gefahr», sagt stellvertretend Hämatologe Nicolas Bonadies.