- 45 Prozent der mobilen Bündner Bevölkerung lässt sich regelmässig testen.
- Dadurch werden offenbar Ausbrüche an Schulen und in Firmen vermieden.
- Gemäss Kanton werden so Millionenverluste verhindert: Eine Schliessung der Skigebiete hätte 320 Millionen Franken gekostet.
Seit dem 1. Februar wird im Kanton Graubünden auf Hochtouren getestet. An der Testoffensive nehmen inzwischen 45 Prozent der mobilen Bevölkerung teil. Seit an Schulen und in Betrieben wiederholt getestet wird, wurden keine Ausbrüche mehr verzeichnet. Experten ziehen ein erstes positives Fazit.
Gratis zeigt Wirkung
«Was hier im Kanton Graubünden läuft, ist ein Leuchtturmprojekt in Europa» erklärt Joachim E. Fischer, Professor für Public Health. Er begleitet die Teststrategie und führt den Erfolg unter anderem auf die hohe Testmotivation der Bevölkerung, sowie auf das durchdachte Schutzkonzept und die Impfwilligkeit der Menschen zurück. Inzwischen beteiligen sich schon 1500 Betriebe und fast 22'000 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen an der Testoffensive.
Martin Bühler, Chef des Kantonalen Führungsstabs Graubünden, ist begeistert: «Am Anfang mussten sich die Betriebe an den Testkosten beteiligen. Als der Kanton am 26. Februar kommuniziert hat, dass das Testen kostenlos ist, gab es nochmals einen starken Anstieg.» Im Rahmen dieser Betriebstests konnten rund 200 asymptomatische, positive Fälle identifiziert werden.
Auch wenn diese Zahl minimal erscheint – dadurch können infizierte Personen ausfindig gemacht werden, die überhaupt nichts von ihrer Krankheit wissen und so andere Menschen anstecken würden. «Die Infektionsketten schnell zu unterbrechen, ist eminent wichtig in der Bekämpfung der Pandemie», mahnt Martin Bühler.
Neu auch in Kleinbetrieben
Nicht nur grosse Firmen, auch kleine KMU sollen fürs Testen begeistert werden. Kleinbetriebe unter fünf Angestellten können sich seit letzter Woche ebenfalls online auf einer Plattform anmelden. Inzwischen ist das regelmässige Spucken für viele Tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Routine geworden. Damit wird Vertrauen geschaffen. Aktiv etwas zur Pandemiebewältigung beizutragen, mache die Menschen stolz, so der Tenor des Wirtschaftsforums Graubünden.
Fallzahlen stagnieren
Trotzdem sinken die Coronafallzahlen im Kanton Graubünden aber nicht, sondern verharren auf einem konstanten Niveau. Das sei ein sehr gutes Ergebnis, bilanziert Martin Bühler. Denn während in der ganzen Schweiz die Zahlen grösstenteils ansteigen, würden diese in Graubünden konstant bleiben, sagt der Chef des kantonalen Führungsstabs. Dies trotz der hohen Mobilität, nicht zuletzt im Tourismus.
Aufgrund dieser hohen Mobilität war während den Wintermonaten ein Anstieg der Fallzahlen von rund 20 Prozent erwartet worden. Dank den präventiven Testungen in den Betrieben sind die Zahlen allerdings stagniert. So konnten weitere einschneidende Massnahmen vermieden und beispielsweise auch die Skigebiete durchgehend offengehalten werden. Eine Skigebietsschliessung hätte nach Berechnungen des Wirtschaftsforums Graubünden zusätzlich 320 Millionen Schweizer Franken gekostet.